Lateinschrift  als  Behelfs-Lautbildschrift

Wir zeigen in diesem Artikel:

- Die Lateinbuchstaben sind für eine Lautbildschrift kaum geeignet
- Bessere Ideogramme sind möglich durch Senkrechtschreiben und Drehen mancher Buchstaben
- Die Lateinbuchstaben spielten eine Rolle bei der Bildung mancher Worte


Wir verwenden in diesem Artikel nur die antiken lateinischen Großbuchstaben. Die Kleinbuchstaben entstanden erst zu Beginn des Mittelalters. Das lateinische ABC hatte um die Zeitenwende folgende 21 Buchstaben:

A B C D E F G H I K L M N O P Q R S T V X

Erst in der Zeit des Augustus kamen noch Y und Z dazu, zur phonetisch richtigen Schreibung von griechischen Fremdwörtern. Der Buchstabe V bezeichnete sowohl den Vokal u als auch (vor Vokal) den Konsonanten v / w .     Beispiel:   VINVM (antike Schreibweise) = vinum (mittelalterlich) .
Die Buchstaben J, U, W sind mittelalterlich.




Die Lateinbuchstaben sind für eine Lautbildschrift kaum geeignet

Zwar lassen sich damit einige Ideogramme in der Qualität von Smileys bilden, z.B.:

OEi
OCOCOKette
OIOBrille
OIVOFahrrad
IStrich
EITür
IVIKerbe

Doch die meisten Buchstaben sind zu unzweckmäßig geformt und zu kompliziert, um beliebige Formen darstellen zu können. Die Kleinbuchstaben taugen vermutlich noch weniger für eine Lautbildschrift als die Großbuchstaben: Wegen ihrer Schnörkel lassen sie sich kaum zu geschlossenen Formen zusammensetzen.




Verbesserungsmöglichkeiten

Für eine Lautbildschrift ist eine senkrechte Schreibrichtung besser, wie im Artikel Lautbildschrift: Häufige Fragen gezeigt wird. Denn die meisten Dinge (Gesichter, Menschen, Bäume, Häuser) haben eine senkrechte Symmetrieachse. Man kann diese Dinge gut abbilden durch eine senkrechte Reihe einfacher, seitensymmetrischer Zeichen. Um mit den Lateinbuchstaben bessere Ideogramme darstellen zu können, muß man also 2 Dinge tun:

- senkrecht schreiben
- seitlich asymmetrische Buchstaben seitensymmetrisch machen durch Verdrehen

Das Verdrehen einzelner Zeichen geschieht am besten analog zum Verdrehen der Schreibrichtung. Das heißt, dreht man die "lateinische" Schreibrichtung um 90 Grad nach links (man schreibt dann senkrecht nach oben), so sollte man seitlich asymmetrische Zeichen, z.B. "E", auch um 90 Grad nach links drehen (die Strichenden zeigen dann nach oben). Bei Drehen der Schreibrichtung um 90 Grad nach rechts (man schreibt dann senkrecht nach unten) sollte man z.B. das "E" entsprechend nach rechts drehen (die Strichenden zeigen dann nach unten).

Die Buchstaben F, G, J, L, N, P, Q, R, S, Z sind weder normal noch gedreht seitensymetrisch. Drehen bringt nichts, außer bei G, S.   Aber F, L, P, R platziert man so, daß der senkrechte Strich in der Wortmitte ist.   Folgende Beispiele (Schreibrichtung aufwärts) zeigen, daß so bessere Wortbilder möglich sind:


v.l.n.rv.u.n.o.Bedeutung
YOBlume
IDHutpilz
IVVPflanze
IVIVEGetreide
IEIKandelaberkaktus
AVAFisch
IMOMeise
HMOMensch
HAHaus
EHEBurg
I T ISchwert
IEPinsel
TONilschlüssel (altägypt. Symbol)



Neben optischen Mängeln hat man bei den Lateinbuchstaben 2 Probleme: Konsonantenhäufungen wie HM sind unsprechbar, man müßte wie bei der echten Lautbildschrift einen Leervokal einführen. Und gehörte Ideogramme kann man nicht immer richtig schreiben, weil es für denselben Laut u.U. mehrere Buchstaben gibt, z.B. C - K - Q, mittelalterlich auch I - J, V - W





Lateinschrift definiert Lateinworte:   Beispiele

Die Lateinschrift beeinflußte die Bildung mancher Worte in der Antike, und beeinflußt noch heute die Bildung mancher moderner Begriffe. Das Bilden eines Ideogramms erfolgte aber - zwecks besserer Bildqualität - nicht immer ganz systematisch:
Das Schreiben ergibt teils v.u.n.o., teils v.o.n.u, teils in beiden Richtungen ein sinnvolles Ideogramm. Manchmal wurden Buchstaben nicht verdreht oder mittig plaziert, s.u. 'Sichel', 'Liebe', 'Militär', 'Flöte', 'Gesetz'. Und oft ergibt nur ein Teil des Wortes ein sinnvolles Ideogramm, da gibt es 3 Fälle:


1) Der Anfangsbuchstabe des Wortes ähnelt optisch der Sache:
So bei lat. OVUM (Ei), OLIVA (Olive), ORBIS (Kreis, Rad), OLLA (Topf), OCULUS (Auge), OPTICE (Optik: Auge, Linse, Sonne), OS (Mund), ORATIO (Rede). Auch der Mittelbuchstabe von SOL (Sonne) stellt die Sonne dar, wie auch die Anfangsbuchstaben von ORTUS (Aufgang von Sonne / Stern), OPACUS (sonnenabgewandt, schattig).
Auch bei CURVUS (gebogen), CURCULIO (Kornwurm), CORNU (Horn), CARINA (Kiel), RANA (Frosch), SERPENS (Schlange), SERTUM (Girlande), VALLIS (Tal) erinnert der Anfangsbuchstabe an das Objekt.


2) Ein Teil des Wortes (meist der Wortanfang), ergibt in obiger "Lateinbildschrift"
(d.h. senkrechtes Schreiben, manche Buchstaben gedreht) ein Bild des Objekts:


waagrechtsenkrechtBedeutung
OMA-NEmenschlich

dichterisch statt HUMANE 1
AE-DISTempel, Haus, Bienenkorb
LIB-RAzweischalige Waage
VIO-LAVeilchen, Levkoje
AVICEL-LAVögelchen
LICE-REfeil sein ; bieten

gestreckter Unterarm, offene Hand
DECE-Mzehn

2 Hände = 10 Finger
(D hier n. re. statt li. gedreht)
S-ICI-LISSichel

Wortteile IC / CI = Sichel



3) Das ganze Wort stellt in "Lateinbildschrift" den Begriff optisch dar. Beispiele:

waagrechtsenkrechtBedeutung
VVA  (uva)Weintraube
VINVM
Weinstock

Weinstock um Pfahl,
gezackte Blätter
TRITICVM
Weizen

Weizenhalm mit typisch
kolbenförmiger Ähre
SPICAÄhre, oberer verdickter Pflanzenteil

wie bei 'Sichel' und 'Weizen' läßt sich aus Wortteil IC eine Sichel bilden
OLIVA
Olive, Olivenbaum

Olive in Quer- und Längsansicht
oder Olive + entfernter Kern
OVVM

(ovum)

Ei

links:    Ei + Federn
rechts: Ei im Nest
ONAGEREsel

aus onus+gerens "Lastträger"
Wortbild:
2 lasttragende Menschen
= vierbeiniger Lastträger
HEMOMensch (altlateinisch)
IBISIbis

storchenähnlicher Vogel
mit gebogenem Schnabel
(und ggf. gebogenem Hals)
AQVAWasser

Fisch, Quelle, Topf Q
ORIRI
aufgehen  (Sonne, Gestirn)
O.M. "Optimus Maximus"
"Bester Größter"
Beiname des Zeus 2

links:    Adler auf Erdkugel
rechts: Adler unter Sonne
IOVISHöchster Gott (altlat.)

klares Wortbild, wohl künstlich:
Sonne, Hermesstab, Blitz
AMOR
ROMA
Liebe / Rom

links:
Engelchen mit Bogen + Pfeilen?
bekränzter Römer? Geburt?
ITAso

Hinweispfeil
ITEMebenso

Hinweispfeil mit 2 parallelen Spitzen
VT
daß

AVToder (ausschließend)
ALTV-S
hoch, tief

mittige Querstriche = Erdoberfläche
VIAWeg

man erkennt das System:
A = vorn (oben)
I = Mitte
V = hinten (unten)

aufsteigende Tonfolge u a i
wäre m.E. besser
ITA-REgehen

Bewegungspfeil /
Mensch in Gehhaltung
MILITA-RESoldat sein

Marschierender unter Feldzeichen
(Adler auf Stange)
MILITIAKriegsdienst, Feldzug,
Offizierstelle

links: Schwert, Speer, Speerwurf
rechts: dekorierte Lanze
als Feldzeichen
TIBIADoppelflöte , Schienbein

links:
Flöte, B = Hand, A = Schalltrichter
rechts:
Skelett, B=Becken, A = Schienbeine
LEXGesetz

römischer Amtsessel
PILAPfeiler
INITIA
Anfang, Anfangsgründe Ursprung, Abstammung, Anlaß
COLOR

 Farbe

Farbtöpfe, 2 Augen, Iris, Ei(dotter)
hier ist waagr. Schreibung sinniger




Weitere Verbesserungsmöglichkeiten

- Ersetzen von Lateinbuchstaben durch griechische Buchstaben:
Manche Lateinwörter ergeben mit griechischen Buchstaben geschrieben ein besseres Wortbild. Außer den bekannten Lehnwörtern könnte es sich um Worte handeln, die ursprünglich in einem griechischen oder etruskischen Dialekt vorhanden waren, oder um Wortbildungen oder Wortänderungen der römischen Sprachgelehrten, die das leistungfähigere griechische Alphabet zugrunde legten. (Die lateinische Oberschicht sprach und schrieb Griechisch bereits Jahrhunderte vor Christus, um griechische Texte lesen zu können, und weil Griechisch eine Art internationale Hilfssprache war.)     Beispiele (lat. C = griech K, L = Λ, P = Π, V = Ω):

Lateinschrift
waagrecht
Griech.Schrift
senkrecht
Bedeutung
CAL-EREwarm, heiß, hitzig sein

PALLAGewand

langes Festgewand röm.Frauen,
mit vielen Hefteln und Verzierungen1
POPVLV-S

POPOLO
Volk

POPVLV-S könnte aus POPOLO-S
entstanden sein, nach Änderung
der altlat. Endung -os zu -us wurde
das zweite o zu u assimiliert
Heutiges Italienisch: popolo
POPAPope (Opferdiener)

Mensch mit typ. Kopfbedeckung



- Symmetrisieren der Buchstaben, die weder aufrecht noch gedreht seitensymmetrisch sind, also F, L, P, R, vieleicht auch N, Z, Q.  Das Beispiel PILV-M 'Mörserkeule' zeigt, daß sich das Wortbild so (meist) verbessert (rechts mit symmetrischen Buchstaben P und L):

Viele lateinische und griech. Wörter wirken am besten, wenn man das R nur durch einen Kringel (ohne senkr. Strich) ersetzt, siehe auch den Artikel griechische Schrift als Behelfs-Lautbildschrift



- Ersetzen von Lateinbuchstaben durch das ähnlichste Zeichen / die ähnlichste Zeichen-Kombination der antiken Standard-Lautbildschrift,  zum Beispiel::



Dadurch wird es möglich, Gesichter darzustellen. Daß diese Ersetzung wohl historisch ist, zeigen die lateinischen Personalpronomen. Bei EGO "ich" ergibt die Schreibung nach unten (zum Sprecher hin) ein sinnvolles Ideogramm, bei den andern Pronomen die Schreibung nach oben (vom Sprecher weg):



EG-O ist das Gesicht des Sprechenden, das G gleichzeitig eine Hand mit einwärts zeigendem Daumen. Die andern Ideogramme deuten ein Gesicht an und gleichzeitig eine hinweisende Hand / Arm, der immer länger wird, je weiter die gemeinte Person (räumlich oder logisch) weg ist. Auch durch "Skalenstriche" wird die Entfernung angezeigt: TE hat keinen Querstrich am Arm, ISTE einen (das S), ILLE zwei (die zwei L)

In den Geheim-/ Mysterienbünden, welche die Wortbildung beeinflussten, könnte es sektenspezifische Versionen dieser Verbesserungen gegeben haben (manche Buchstaben werden geändert, andere nicht), die sich nur in wenigen Lateinworten zeigen.

Daß obige verbesserte Lateinbuchstaben wohl historisch sind (wenn auch geheimgehalten), zeigt sich auch, wenn man damit das Alphabet von unten nach oben schreibt:



Bereits die ersten 2 Buchstaben AB ergeben ein Gesicht, die ersten 3 ein Gesicht mit Hörnerhelm oder Mondsichel auf dem Kopf, die ersten 6 Buchstaben ABCDEF die Gestalt eines Kriegers mit Schild und Helmbusch, die nächsten 4 Buchstaben GHIK wieder ein Gesicht. Die tiefere Bedeutung muss erst noch erkannt werden.
Daß das Latein-ABC nicht zufällig, sondern systematisch entworfen ist, ist auch im Artikel über Rasterkoordinaten, Abschnitt Historisches, dargelegt.




Lateinschrift definiert Lateinworte:   nur wenige, späte Worte

Insgesamt ergeben wohl nur relativ wenige und meist "späte" lateinische Worte in "Lateinbildschrift" ein passendes Bild. Die Lateinbuchstaben sind prinzipiell zur optischen Darstellung der meisten Begriffe ungeeignet. Trotzdem betrachte ich obige "Lateinbildschrift" als historisch real (Details des vorigen Abschnitts sind fraglich), aus folgenden Gründen:


- Das Prinzip der Lautbildschrift war ja bereits in der Antike bekannt, wie z.B. Zitate antiker Autoren zur Lautbildschrift und bei Plinius eincodierte Bilder beweisen


- Auch war es in der Antike nicht ungewöhnlich, Schrift zu drehen: Man schrieb ursprünglich furchenwendig (eine Zeile nach rechts, die nächste nach links, die nächste wieder nach rechts ... ), wobei man auch die Buchstaben seitlich umklappte


- Auch die antike Standard-Lautbildschrift wurde zur Wortbildung benutzt, d.h. manche Lateinworte ergeben damit geschrieben ein passendes Bild.   Beispiel: senator (Mehrzahl senatores):



Weitere Worte und Erklärungen dazu


- Auch gibt es mit der "Lateinbildschrift" in Texte eincodierte Bilder. Die Arten des Eincodierens waren dieselben wie bei den mit einer Lautbildschrift in Texte eincodierte Bildern. Beispiel: Der Anfang von Vergil's Epos "Äneis":

arma virumque cano, Troiae qui primus ab oris
Italiam fato profugus Laviniaque venit
litora, multum ille et terris iactatus et alto
vi superum,

"Die Waffen und den Mann besinge ich,
der als erster von den Ufern Troias
vom Schicksal getrieben, Italien und Lavinia erreichte,
viel wurde jener über Länder und Meer getrieben
durch die Macht der Göttin,"


Vergil bevorzugte allerdings zum Eincodieren die etwas leistungsfähigere griechische Schrift (die mit der lateinischen zur Hälfte identisch ist), denn mit dem Omega Ω lassen sich auch Gesichter darstellen   (lat. C, Q = griech K, F = Φ, L = Λ, P = Π, V = Ω):
Schreibt man den Anfang des Epos, "arma vi(rum ...)"
mit griechischen Buchstaben von unten nach oben,
so sieht man den Krieger und seine Waffen.

Denn die Worte, ihre Stellung und Deklinationsendung
sind entsprechend geschickt gewählt.
Flexibler als diese alle-Buchstaben-Methode
ist folgende Anfangsbuchstaben-Methode:
Schreibt man die Anfangsbuchstaben der Worte
mit griechischen Buchstaben v.u.n.o.,
so ergibt sich die Spalte ganz links.
Aus ihr wird die rechte Bildspalte,
wenn man sinngemäß Leerzeichen
zwischen den dargestellten Dingen einfügt
(wobei oft etwas verlorengeht -
manche Bilder überlappen sich)

Man erkennt v.u.n.o:

- das Gesicht des leidgeprüften, bekränzten Aeneas
- ein Kurzschwert oder
  umgedrehte Losvase
- eine Schriftrolle oder Losvase,
  enghalsig, mit Losstäbchen,
  (Hinweis auf das Schicksal)
- nochmals Aeneas
- flüchtende Gestalt
- das Ideogramm mit den zwei E könnte Land,
  Meer und den Dreizack Neptuns darstellen
- nochmals Aeneas




Lateinschrift definiert Lateinworte:   Gründe

Wie ist es möglich, daß die Lateinschrift bei der Wortbildung eine Rolle spielte? Schließlich ist die lateinische Sprache (größtenteils) deutlich älter als die lateinische Schrift. Man muß mehrere Fälle und Zeitstufen unterscheiden:


0) Besonders bei Worten mit mehreren Bedeutungen ist es denkbar, daß manche Bedeutungen erst später, nach Blick auf das Schriftbild, entstanden.

1) Schriftliche Kürzel wie O.M. , literarische Sonderformen wie OMANE (statt HVMANE) und manche Namen sind sicher von kundigen Schriftstellern erfunden, um ein bestimmtes Wortbild zu erzielen (das halt nur für Kundige erkennbar war). Sie sind die jüngsten Wortbildungen.

2) Bei der Schaffung der lateinischen Hochsprache - die Dante eine Kunstsprache nennt, verschieden von der Volkssprache - wurde aus verschiedenen Dialekten das Wort ausgewählt, das ein möglichst passendes Wortbild ergab.
Außerdem wurde im Text eine grammatische Form gewählt, die ein möglichst gutes Bild ergab, z.B. statt der Einzahl "initium = Anfang" die Mehrzahl "initia = Anfänge, Anfangsgründe", siehe oben INITIA

3) Vielleicht wurden manche Worte angepaßt, z.B. die Worte für OVUM (Ei), OLIVA (Olive), ORBIS (Kreis) aus lautlich ähnlichen Worten geformt (oder gar neu erfunden), damit der Anfangsbuchstabe O die Sache darstellt.

4) Umgekehrt hat man vielleicht bei der Bildung der lateinischen Buchstaben (ein Prozess über Jahrhunderte: ägyptische -> phönizische -> griechische -> etruskische -> lateinische Buchstaben) Buchstabenformen aus Wortbedeutungen abgeleitet (was z.B. für die phönizische, ägyptische und kretische Schrift nachgewiesen ist, wo das standardisierte Bild eines Dinges seinen Anfangslaut oder seine Anfangssilbe repräsentierte).
Das schlangenähnliche S hätte man für diesen Laut erfunden (bzw. das griechische Σ gerundet) , weil lat. SERPENS (Schlange) eben mit S beginnt. Vielleicht hat man vorher dieses Wort so geändert (z.B. aus REPENS "kriechend"), daß es mit S beginnt, denn Schlangen machen beim schnellen Gleiten über Fels ein stark zischendes, S-ähnliches Geräusch (die Schuppen, nicht der Mund).

5) Manche Lateinworte ergeben mit griechischen Buchstaben eine besseres Wortbild als mit lateinischen (Beispiele im Artikel griechische Schrift als Behelfs-Lautbildschrift). Das könnte 2 Ursachen haben: entweder die Worte sind griechischen Ursprungs, oder die Griechisch beherrschende römische Oberschicht benutzte zur Wortbildung das griechische Alphabet, weil es etwas besser geignet war, oder aus kryptographischen Gründen.


Die Einflüsse nach Punkt 2) bis 5) können nicht von einem Einzelnen bewirkt worden sein. Sie wurden wohl von den Geheim- / Mysterienbünden ausgeübt, speziell von den heimlichen Sprachakademien, die laut Platon Worte bildeten und festsetzten. Siehe dazu die Erläuterungen am Ende des Artikels Die antike Standard-Lautbildschrift und im Artikel Zitate antiker Autoren zur Lautbildschrift

6) Manche Lateinbuchstaben sind denen der Lautbildschrift ähnlich, siehe Hauptartikel Lautbildschrift, Abschnitt "Systematik der Buchstaben". Auch ergeben manche Lateinwörter in Lautbildschrift ein passendes Ideogramm. Der Grund könnte sein, daß sich die Lateinbuchstaben (auf dem Umweg über andere Schriften) und Latein parallel aus einer Lautbildschrift /-Sprache entwickelten. Diese Lautbildsprache müßte die Sprache einer frühen, weit verbreiteten Hochkultur gewesen sein, aus der sich die späteren Sprachen entwickelten. Daß die Lautbildschrift sehr alt ist, läßt sich durch die eincodierten Bilder in Homer's Ilias (ca. 750 - 720 v.C.) nachweisen. Die Lautbildschrift war entweder schon früher nur für bestimmte Kreise reserviert, oder sie geriet später fast in Vergessenheit und wurde nur in bestimmten Kreisen (Geheim- / Mysterienbünden) überliefert.


7) Weshalb benutzte man die Lateinbuchstaben als Behelfs-Lautbildschrift? Man kannte ja etwas Besseres, die eigentliche Lautbildschrift und besonders die antike Standard-Lautbildschrift
Aus folgende Gründen:

- bekannte Buchstabenformen
- Buchstaben sichtbar
- Nach Drehen einer Zeile um 90 Grad muß man nur bisher seitensymmetrische Buchstaben
  wie A gedanklich wieder zurückdrehen, dann hat man den ganzen Text entschlüsselt.

- Kryptographie, Abschottung der Oberschicht vom Fußvolk der Geheim-/Mysterienbünde:
  Lateinbildschrift für das Fußvolk, die eigentlichen Lautbildschriften für die oberen Ränge

- mentale Vernebelung: Erkennen der Lautbildschrift durch Gedankenlesen (eine Fähigkeit, die z.B. manche Yogis besitzen sollen; auch in Mysterienbünden wurden und werden mentale Fähigkeiten trainiert, wie man der entsprechenden Literatur entnehmen kann) wurde für Außenstehende dadurch unmöglich, daß viele unterschiedliche Versionen der Lautbildschrift benutzt wurden, die sich gedanklich überlagerten. Auch dadurch, daß das Fußvolk (wohl die breite Mehrheit) die unsystematische 'Lateinbildschrift' benutzte (bei den eigentlichen Lautbildschriften ist der Zeichensatz systematisch entworfen). Auch für Forscher auf diesem Gebiet wird die Sache erschwert durch die verwirrte geistige Atmosphäre in diesem Bereich.
Dazu ein Vergleich: Das Forschen in einem bisher unberührten Bereich ist wie das Sich-Bewegen auf einem stillen See - man kann sich ungehindert nach allen Seiten bewegen. Das Forschen in einem Bereich, in dem eine einzige Meinung gilt, ist wie ein strömender Fluß - man wird automatisch in eine Richtung gezogen. Das Forschen in einem Bereich mit vielen unterschiedlichen Meinungen ist wie eine kabbelige See, in der verschiedene Strömungen aufeinandertreffen - man wird mal hierhin, mal dorthin gezogen, kann sich aber kaum zielgerichtet bewegen. Das gilt besonders dann, wenn die verschiedenen Ansichten geheim, also nicht getrennt erfaßbar und somit der rationalen Klärung nicht zugänglich sind.





Lateinschrift und Wortbildung:   Esoterik

- Ist das Wort SOL künstlich? Nicht nur das O erinnert an die Sonne. Wir können heute auch die Doppelnatur des Lichts damit assozieren: Welle S und Korpuskel O . Das L könnte man als Raum / Zeit interpretieren (Ecke eines Raums). War das schon damals so gedacht? Die antiken Inder verfügten über eine umfassende Kenntnis der Materie, meist medial gewonnen, wie aus manchen ihrer Schriften hervorgeht. Ob die westlichen Mysterienbünde auch dieses Wissen besaßen, ist unklar. Immerhin gibt es z.B. Platon's Buch Timaios, in dem er detailliert, aber zumindest für Laien oft unverständlich die Erschaffung der Welt, der Seele, der Götter, Pflanzen, Tiere etc. schildert. Er schreibt auch, die ursprünglichen 4 Körper entstünden aus dem Zusammentreten der 2 schönsten Dreiecke, beide rechtwinklig (was an das L erinnert). "Das also nehmen wir ... als den Anfang des Feuers und der übrigen Körper an. Die noch weiter zurückgehenden Anfänge dieser aber kennt nur Gott und wer unter den Menschen sich seiner Huld erfreut." 3

- Man fragt sich auch, ob obiges Kürzel O.M. für den Gott Jupiter etwas mit dem indischen Laut OM zu tun hat, der (bzw. dessen geistige Entsprechung) als die Ursache der Schöpfung gilt.

- Schreibt man die lateinischen Vokale I E A O nach Tonhöhe auf (v.u.n.o.), so ergibt sich ein Bild, ähnlich einer Tanne unter der Sonne. Bei I A O und I Y E A O ist es ähnlich. Ein sehr ähnliches Ideogramm ergibt das chinesische Wort TAO "geistiger Urgrund" (eine der zwei chinesischen Haupt-Religionen). Besteht hier ein tieferer Zusammenhang? Alle 3 "lateinischen" Wortbilder ähneln dem chinesischen Zeichen für "Osten", welches die (aufgehende) Sonne über einem Baum darstellt.




Quellen:
1) Georges:  Ausführliches Lateinisch - Deutsches Handwörterbuch,
             8. Auflage, Hahnsche Buchhandlung Hannover, Nachdruck 1985

2) Langenscheidt: Handwörterbuch Lateinisch - Deutsch,
                  Erweiterte Neuausgabe 1983

3) Platon:  sämtliche Werke, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 1959
            Band 5 Timaios, Abschnitt 20 d

Stand:   25. 12. 2013