Punkte - Lautbildschriften      .:.

Übersicht

Bei einer Punkteschrift bestehen die Schriftzeichen aus Punkten.   Beispiel:


Auch eine Punkteschrift kann man als Lautbildschrift verwenden, das heißt man bildet durch Aneinanderreihen von Schriftzeichen Ideogramme, die jeden Begriff möglichst gut darstellen.       Einfaches Beispiel: (Schreibrichtung senkrecht nach oben)           






Auch bei Punkteschriften unterscheidet man nach dem Zahlenverhältnis
"Anzahl Schriftzeichen : Anzahl Laute (der Sprache)"   folgende 3 Arten:

Es gibt viel mehr Zeichen als Laute:(Verhältnis n:1)   Silbenschrift   Beispiel
Es gibt soviele Zeichen wie Laute:(Verhältnis 1:1)   Buchstabenschrift   Beispiel 20
Es gibt viel weniger Zeichen als Laute:(Verhältnis 1:n)   Positionsschrift   Beispiel 7


(Siehe den Artikel Arten von Lautbildschriften).
Der Gebrauchswert einer Punkteschrift ist wegen des aufwendigen Schreibens und anderer Nachteile eingeschränkt, s.u. Abschnitt 'Bewertung'. Doch sind Punkteschriften eine stilistische Bereicherung des Spektrums der Schriften und Lautbildschriften, und sie wirken am meisten impressionistisch. Eine Punkteschrift mit wenigen Zeichen könnte (umbenannt) Teil einer Silben-Lautbildschrift sein.






Vergleich der Beispielschriften


Punkteraster:

- Silbenschrift:              vollstes Zeichen = 5 Punkte nebeneinander   . . . . .
                                    Punkte einiger Zeichen in den 4 Zwischenraumspalten,
                                    insgesamt also 9 Punktspalten


- Buchstabenschrift,    vollstes Zeichen = 4 Punkte nebeneinander   . . . .
  Positionsschrift:         Punkte einiger Zeichen in den 3 Zwischenraumspalten,
                                    insgesamt also 7 Punktspalten

Der waagrechte Abstand zwischen Nachbarpunkten der vollsten Zeichen beträgt 1 Punktdurchmesser. (Zumindest bei rechteckigen Punkten. Bei runden Punkten könnte er auch nur je 3/4 Punktdurchnesser betragen, dann ist der Schwärzungsgrad etwa derselbe).




Senkrechter Zeichenabstand:

- Silbenschrift:            2 Punktdicken
- Buchstabenschrift:   2 Punktdicken

- Positionsschrift:       1 Punktdicke.   Zeichen trotzdem klar erkennbar, weil alle nur 1 Punktdicke hoch




Lesetechnik:

- Silbenschrift:             oft gilt:   Zeichen = Konsonant,  Wiederholfaktor = Vokal

- Buchstabenschrift:   hohe Zeichen = Konsonanten,   flache Zeichen = Vokale
                                    (wie bei der Striche-Lautbildschrift im Hauptartikel)

- Positonsschrift:        Jedes Zeichen repräsentiert einen Konsonant und einen Vokal.
                                    Die Zeichen eines Wortes werden abwechselnd
                                    als Konsonant oder Vokal gelesen


Ein aus Punkten bestehendes Bildwort (Ideogramm) kann u.U. auf mehrere Arten gelesen werden (meist mit veränderter Aussprache): als Silbenschrift, als Buchstaben- und als Positionsschrift (wenn es aus Zeichen der betreffenden Schrift zusammensetzbar ist). Z.B. können je 2 Zeichen einer Positionsschrift (als Konsonant und Vokal gelesen) als 1 Zeichen einer Silbenschrift aufgefaßt werden (die Zahl der gesprochenen Silben bleibt gleich, die Zeichenzahl wird etwa quadriert).
Wenn das Bildwort Leerzeichen enthält, muß die entsprechende Schrift auch dieses enthalten, oder ihre Zeichen müssen generell mit größerem Abstand geschrieben werden. Siehe die Bemerkungen im Artikel "Positionschrift" (am Ende) und im Artikel "Buchstabenschrift" (vor dem 2. Bild)





Bewertung

Die gezeigten Beispiele von Punkte-Lautbildschriften sind sicher nicht optimal, doch sie reichen aus, dem Leser eine Vorstellung zu geben.   Die Vor- und Nachteile von Punkteschriften sind:


Vorteile:

- Zum präzisen Schreiben reicht als Schablone eine Lochmaske mit z.B. 4 x 4 Löchern, und 3 x 3 Löchern für die Punkte der Zwischenraumspalten.

- Auch die Darstellung auf dem Bildschirm (Punktraster) ist einfach, genauso die direkte Umsetzung in viele Nachrichtencodes wie Lochstreifen, Blindenschrift oder antike Zinnencodes (Zeichendarstellung durch Tafeln, nachts Fackeln, in den Zwischenräumen von Zinnen). Auch das Signalisieren von Text per Hand (s. Finger-Buchstabiersystem) läßt sich besonders schriftähnlich gestalten, indem man die Punkte der Schriftzeichen durch Fingernägel oder Fingergelenke symbolisiert.

- Eine Punkteschrift läßt sich spielerisch von Hand legen durch Perlen oder Scheiben auf einem karierten Grundriß (kariertes Blatt, Go-Spielbrett). Somit lassen sich Bild, Schrift, Notenschrift, mathematisch-geometrische Darstellungen und Algorithmen (Figuren-Rechnen), Satzstruktur und manche Brettspiele (auch Spiel des Lebens, Computer-Ameise) mit demselben Mittel realisieren.


- Auch im philosophisch-naturwissenschaftlichen Sinne hat eine Punkteschrift Vorzüge: Die Zusammensetzung der Bildworte aus Punkten erinnert an die Zusammensetzung der Dinge aus Elementarteilchen. Die impressionistische, flirrende Darstellung erinnert an den den Schleier, als den z.B. Yogis die Welt sahen, also daran, daß es letztendlich keine feste Materie gibt.
Die Tatsache, daß der Betrachter bei den meisten Dingen (außer z.B. Punkt, Regen) anhand von Einzelpunkten gedanklich eine Gesamtkontur erstellen muß, erinnert an das Satzverstehen, wo der Betrachter / Hörer aus einzelnen Begriffen einen Gesamtsinn konstruieren muß.




Nachteile:

- Die Zeichen können weniger verkleinert werden als aus Strichen bestehende Zeichen.


- Das Schreiben von Punkten ist umständlicher, zeit- und platzraubender als von Strichen. Ausnahme: beim Schreiben mit den Fingern in den Sand (bei den antiken Griechen üblich) kann man mehrere Punkte gleichzeitig schreiben, indem man die gespreizten Fingerspitzen in den Sand drückt, was schon die Azteken bei ihren Zahlzeichen für 1 - 4   (1 - 4 Punkte) so machten.
Man könnte versuchen, das mit einem Schreibgerät nachzuahmen: Ein Griffel mit 2 Spitzen, von denen beide oder nur eine (bei schräggehaltenem Gerät) einen Punkt schreiben. Oder ein Griffel mit 3 Spitzen, die mittlere etwas länger: 1 Punkt wird mit der mittleren Spitze geschrieben, 2 Punkte mit geneigtem Griffel (links oder rechts), 3 Punkte durch Abrollen des Griffels von links nach rechts. Auch der technische Aufwand pro Spitze ist größer: mit einem Kuli läßt sich ein Punkt nicht schnell und deutlich schreiben, da ist ein Filzstift oder Füller nötig.


- Auch das Lesen ist schwieriger, man muß genauer hinsehen. Denn Punktezeichen wirken undeutlicher als Strich-Zeichen, und sie verschwimmen stärker miteinander. Dadurch wirken die Bildworte und Bilder impressionistischer, was manchmal schöner ist, aber meist schwerer erkennbar und lesbar:




- Generell hat man nicht die Möglichkeit, bei der Darstellung eines Begriffs zwischen Punkten und Linien zu wählen. Menschliche Gesichter z.B. wirken durch die gepunkteten Linien für Nase und Mund oft etwas merkwürdig, das ist die entscheidende Schwäche aller Punkte-Lautbildschriften:






Fazit:

Insgesamt ist eine Punkte-Lautbildschrift als künstliche Sprache und Schrift weniger geeignet als eine Buchstaben- oder Silben-Lautbildschrift, die hauptsächlich aus Strichen besteht (aber auch Punkte und Kringel enthalten sollte). Besonders geeignet wäre eine Punkte-Lautbildschrift für Wesen, die die Welt anders sehen als Menschen, nämlich aus Punkten oder Lichtflecken bestehend. Im letzteren Fall müßten die Punkte der Schrift hell auf dunklem Grund sein.





Die Benutzung der hier beschriebenen Techniken ist frei Stand: 13. 2. 2014 Homepage