Eine  Punkte - Lautbildschrift   mit  7  Zeichen              .:.

Übersicht

Im übergeordneten Artikel beschreiben wir die 3 Typen von Punkte-Lautbildschriften. In diesem Artikel zeigen wir ein Beispiel für den 3. Typ, eine Positionsschrift mit viel weniger Zeichen als Lauten.

Jedes Zeichen hat 2 Lautwerte, 1 Konsonanten und 1 Vokal, was das Lesen umständlicher macht.





Das Alphabet



Es gibt   5   mittelsymmetrische Zeichen und   2
linksbündige ( y, ö = nach links verschobene i, e )


Die Zeichen sind max. 7 Punktdurchmesser breit,
was man sich an dem Zeichen u  leicht klarmacht:
seine Breite ist 4 Punktdicken + 3 Zwischenräume,
die je 1 Punktdicke breit sind   (wie auch der
senkrechte Zwischenraum)





Die Lautzuordnung folgt demselben Prinzip wie bei den Vokalzeichen der Lautbildschrift mit 12 Strich-Zeichen: je breiter das Zeichen, desto tiefer der zugeordnete Laut. Man versucht so, eine gewisse Natürlichkeit der Lautzuordnung zu erreichen, denn dunkle Töne empfindet man intuitiv als massiver, und ihre Wellenlänge ist tatsächlich auch größer.   Die 2 eng beinanderliegenden Punkte der 2 Nasal-Laute m, n, bei denen Luft durch die Nasenlöcher ausströmt, kann man auch als Darstellung der Nasenlöcher interpretieren.

Diese Punkteschrift hat nur 7 Zeichen. Deshalb ist eine besondere Maßnahme nötig, damit die Bildworte akustisch weder lautarm noch zu lang sind:

Jedem Zeichen wird ein Vokal und alternativ ein Konsonant als Lautwert zugeordnet. Beim Lesen eines Bildworts wird das 1. Zeichen als Vokal gelesen, das 2. als Konsonant, das 3. als Vokal, das 4. als Konsonant, etc..   Beispiele:



Die Schreibrichtung ist senkrecht v.u.n.o. (wie bei allen gezeigten Lautbildschriften). Beim Wort 'Linie' wird der 1. und 3. Punkt von unten als Vokal i gelesen, der 2. und 4. Punkt als Konsonant s. Beim Wort 'Sternbild' wird das 1. und 3. Zeichen als Vokal i gelesen, das 2. als Konsonant t.
Die Hand-Kaffeemühle besteht exakt aus obigem Alphabet in der richtigen Reihenfolge (sortiert nach Symmetrie, Breite, Punktzahl). Man könnte das ABC aber auch als Krone sehen, wenn man zwischen symmetrischen und asymmetrischen Zeichen eine Lücke läßt.





Wortbeispiele

Die Wortbeispiele im übergeordneten Artikel sind mit obigem Zeichensatz gebildet.  Weitere Worte:



Verschiedene Hutpilze: Hutpilz allgemein, mit glockigem Hut, mit spitz-rundem Hut, mit flach-kegelförmigem Hut, Bovist (keulenförmig, kein Hutpilz), mit flockigem Hut und langem dünnen Stiel, Röhrling (Poren auf Hutunterseite), mit Ring am Stiel, mit Knolle (am unteren Stielende), mit kurzem, dickem, oben engem Stiel, mit kurzem dicken Stiel, mit langem dickem Stiel.   Diese Pilz-Ideogramme zeigen, daß auch sehr differenzierte Darstellungen möglich sind.








Satzbeispiel

Hier ein Satzbeispiel. Ein Bildsatz besteht aus mehreren Bildspalten. Jede Spalte wird von unten nach oben gelesen, jeder Bildsatz spaltenweise von links nach rechts. Am Anfang jeder Spalte wird ein nicht geschriebenes Grammatikwort gesprochen. Das wird im Artikel Grammatik näher erklärt (an der Lautbildschrift mit 12 Strich-Zeichen).

"Ein Segelschiff auf dem Wasser, weiter rechts ein Mensch unter einem Sternbild, daneben Boden, ein turmähnliches Gebäude, ein Laubbaum, ein Thuja."







Verbesserungsmöglichkeiten


Optische Verbesserung:

- mehr Zeichen
- breitere Zeichen     (z.B. max. 5 statt 4 Punkte nebeneinander)
  nur sinnvoll bei mehr Zeichen, ermöglicht präzisere Ideogramme
- Leerzeichen innerhalb von Bildworten, s.u. Artikelende

Mehr Zeichen: nützlich wären ein Punkt rechtsbündig (Spalte 7), enger Doppelpunkt rechtsbündig (5,7), Doppelpunkt mit Zwischenraum von 3 Punktdicken (2,6), Dreifachpunkt = linke oder rechte 3 Punkte des Vierfachpunkts (1,3,5 bzw. 3,5,7)
Um mehr Zeichen zu benennen, braucht man aber mehr Laute. Konsonanten stehen noch zur Verfügung, aber gut unterschiedene, klangschöne Vokale nicht. Man müßte Diphtonge verwenden, was die Worte akustisch länger macht. Jede Verbesserung bringt also auch Nachteile mit sich.
Obige Verbesserungsmöglichkeiten sind teilweise bei anderen Punkteschriften realisiert.




Akustische Verbesserung:

Eine Wortfolge wie 'isis isi' ist beim Hören u.U. schwer in Worte zu zerlegen.
Hieß es nicht vielleicht 'is isisi' ?
Deshalb könnte man könnte am Ende von Worten, die auf Konsonant enden, den nicht geschriebenen Leervokal ä sprechen (ai wäre klangschöner). Dann beginnt und endet jedes Wort mit Vokal, und das Problem ist behoben. Denn 'isisä isi' ist leicht in Einzelworte zerlegbar, jede Wortgrenze ist auch bei nicht gesprochener Wortpause durch die Folge von 2 Vokalen erkennbar.

Aussprachevariante:   Man liest ein Wort nicht als Vokal - Konsonant ... , sondern als Konsonant - Vokal ... .       Bei dieser Variante beginnt und endet die Hälfte aller Worte mit Konsonant. Deshalb wäre ein gesprochener Leervokal nach Konsonant am Wortende sinnvoll. Unbedingt nötig wäre er bei Worten, die nur aus 1 Zeichen bestehen, weil sonst das gesprochene Wort nur aus einem Konsonanten bestehen würde.

Man kann die Worte auch andere phonetische Systeme anpassen, die klangschön sind und eine gute Worttrennung im Satz ermöglichen.   Siehe Lautsystem





Bewertung

Die hier gezeigte Punkte-Lautbildschrift ist eher ein Versuch als eine perfekte Lösung. Die allgemeinen Vor- und Nachteile einer Punkte-Lautbildschrift sind bereits im übergeordneten Artikel beschrieben. Die speziellen Vor- und Nachteile dieser Punkteschrift sind:


Vorteile:

- Man benötigt nur 7 Zeichen im Alphabet, weil sich viele Formen aus Punktezeichen zusammensetzen lassen. Z.B. läßt sich eine senkrechte Punktlinie aus mehreren Punkten zusammensetzen, parallele senkrechte Punktlinien aus nebeneinanderliegenden Punkten. Auch Halbkreise, Viertelkreise, Winkel sind aus einfacheren Formen zusammensetzbar (Bilder unten)


- Die Punkte-Zeichen ermöglichen eine flexible Darstellung (mit der Ausnahme, daß es eben keine Striche gibt).
Z.B. kann man Formen wie senkrechte Linie, Rechteck, Ellipse, auch Häuser, Bäume oder Menschen in der Höhe feiner abgestuft darstellen, weil Punkte-Zeichen meist flacher sind als Strich-Zeichen (außer waagrechten Strichen):


Breite Formen kann man umrandet, halbvoll oder voll darstellen:


Auch eine Darstellung von Rechtecken oder Ellipsen mit gezacktem Rand ist mit einem größeren Zeichensatz möglich.


- Die Worte sind akustisch praktikabel kurz

- Die akustische Wortlänge entspricht genau der Zeichenzahl
  (trifft bei den meisten Lautbildschriften nicht genau zu)



Nachteile:

- Die Bildworte bestehen oft aus mehr Zeichen als bei anderen Lautbildschriften (außer Stabschriften)

- Deshalb ist das Lesen komplizierter als bei den meisten anderen Lautbildschriften. Auch deshalb, weil (wie bei jeder Positionsschrift) jedes Zeichen 2 Lautwerte hat. Doch läßt sich das mit relativ wenig Übung meistern.
Nachteilig ist, daß eine bestimmte Zeichenfolge, z.B. ein Rechteck, im Wort 2 völlig verschiedene Aussprachen haben kann, je nachdem ob sie im Wort an einer geraden oder ungeraden Stelle beginnt. Obiges Ideogramm-Beispiel für "Schale" wird, an jeder ungeraden Stelle (incl. Wortanfang) beginnend, als elu gelesen, an jeder geraden Stelle beginnend als nap. Dieser Effekt bewirkt auch folgendes: Wenn man ein Wort mit gerader Zeichenzahl rückwärts liest, entspricht der optischen Umkehrung keine lautliche Umkehrung, sondern eine Lautänderung (außer wenn das Wort z.B. aus lauter gleichen Zeichen besteht oder symmetrisch ist).

- Die einzelnen Zeichen verschwimmen manchmal zu sehr,was z.B. bei Gesichtsdarstellung nachteilig ist (Bild unten rechts). Verbesserungsmöglichkeit: Entweder ein neues Zeichen einführen, ein kleines sprechbares Leerzeichen innerhalb von Bildworten (Bild unten links). Oder die Zeichen aus mehr, aber kleineren Punkten zusammensetzen.




Die Benutzung der hier beschriebenen Techniken ist frei Stand: 9. 2. 2012 Homepage