Zitate antiker Autoren zum Eincodieren von Bildern
Einleitung
Die Lautbildschrift war bereits in der Antike bekannt.
Das läßt sich durch eincodierte Bilder
bei antiken Autoren wie Plinius zweifelsfrei nachweisen,
und auch durch Zitate antiker Autoren zur Lautbildschrift.
In diesem Artikel bringen wir Zitate, die sich speziell auf das Eincodieren von Bildern beziehen.
Plinius
1) Fast am Anfang seines Buches über die Malerei schreibt der lateinische Autor Plinius:
"Non est praetereundum et novicium inventum,siquidem non ex auro argentove, at certe ex aere
in bibliothecis dicantur illis, quorum immortales animae in locis iisdem locuntur" 1 § 9
Der Übersetzer machte daraus:
"Es darf auch eine neue Erfindung nicht übergangen werden, nach der
in den Bibliotheken die Bilder derjenigen, deren unsterblicher Geist an diesen Orten spricht,
wenn nicht in Gold oder Silber, so doch gewiß in Bronze gestiftet werden" 1 § 9
Doch aere ist nicht nur eine grammatische Form (Ablativ) von aes "Erz, Bronze",
sondern auch - viel ähnlicher - von aer "Luft". Und dicantur bedeutet eigentlich
"werden gesprochen", die meisten Übersetzer fassen es hier als Abkürzung von de-dicantur auf,
"werden zu-gesprochen, gewidmet". Doch in dieser Bedeutung ist dicantur (bzw. seine Grundform dico)
nicht einmal im größten Lateinwörterbuch [Lit. 3] verzeichnet. Man könnte also viel originalgetreuer übersetzen:
"Bilder . . . . aus Luft werden in Bibliotheken gesprochen"
Mit dieser originalgetreuen Übersetzung können eigentlich nur die mit der Lautbildschrift
eincodierten Bilder (fast nur Gesichter) gemeint sein.
Auch der unmittelbar folgende Satz deutet darauf hin:
"quin immo etiam, qae non sunt, finguntur" 1 § 9
"Sind keine Bildnisse vorhanden, so werden solche sogar erdacht" 1 § 9
Zum lateinischen finguntur (Infinitiv fingere), hier mit "erdacht" übersetzt, stehen im Lexikon die Bedeutungen:
1) formen, gestalten, bilden, darstellen, bauen ...
2) sich vorstellen, denken, annehmen
3) erdichten, erlügen, ersinnen, erheucheln, vorgeben
(Vom lateinischen fingere stammt das deutsche fingieren). Man könnte also auch übersetzen:
"Ja sogar auch [Bildnisse] welche nicht vorhanden sind, stellt man sich vor
(oder: konstruiert man )"
Das läßt sich also zwanglos so interpretieren, daß man sich eincodierte Bilder der Lautbildschrift
beim Lesen vorstellte (visualisierte) oder mit Plättchen nachbildete, auf denen die Lautbild-Buchstaben
eingraviert waren. Letzteres aber wohl weniger in Bibliotheken (zumindest nicht im Lesesaal)
sondern eher zu Hause - die Lautbildschrift war ja geheim.
2) Auch berichtet Plinius einige Sätze weiter von einem
" ... M. Varro, welcher die nette Einrichtung traf, seinen zahlreichen
Schriften nicht nur die Namen von 700 berühmten Personen sondern auch ihre Bildnisse
einzuverleiben und dadurch verhinderte, daß der Zahn der Zeit seine Wirkung auf die Menschen ausübte.
Varro hinterließ uns dadurch ein selbst von den Göttern zu beneidendes Geschenk, denn er machte
jene Personen nicht bloß unsterblich, sondern gab auch die Möglichkeit an die Hand, sie in alle
Länder zu versenden, damit sie überall gegenwärtig sein und auch verschlossen werden könnten."
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Natürlich können diese Bilder verschlossen werden - wenn man die Schriften irgendwo einschließt.
Weshalb wird diese Selbstverständlichkeit erwähnt? Wichtig ist hier wohl die Ideenkombination
"Schriften - Bilder - verschlossen". Man könnte das Ganze als versteckte Andeutung auffassen,
daß Varro in seinen Schriften Bilder eincodiert ("einverleibt") hat.
Denn die vordergründige Behauptung "700 Portraits im Text" erweist sich bei näherem Hinsehen als unglaubwürdig:
Bücher wurden damals von Hand kopiert. Da hätte man nach der 10. Kopie wahrscheinlich
einen Cäsar nicht mehr von einem Augustus unterscheiden können.
Auch die Behauptung, daß der Zahn der Zeit nicht an diesen Bildern nage, ist vordergründig falsch.
Papyrus und Pergament sind vergänglich. Unvergänglich und ewig neu sind aber eincodierte Bilder
- sie können jederzeit originalgetreu rekonstruiert werden, wenn man exakt die gleichen Lautbild-Buchstaben
verwendet.
Schließlich liegt die Idee nahe, daß Plinius mit jenem "M. Varro" sich selbst gemeint hat.
Jenen Menschen gab es zwar, doch ähnelt der Name auch stark den lateinischen Wörtern
"me vero", "ich wahrhaftig". (Offen konnte Plinius ja kaum behaupten, sein Schriften enthielten
700 Portraits, während in Wirklichkeit kein einziges zu sehen war)
Hier einige bei Plinius eincodierte Portraits
Eincodiertes Selbstbildnis von Plinius
Generell scheint Plinius, wenn er von der Malerei redet, oft auch die Lautbildschrift zu meinen.
Auch, wenn er im ersten Satz seines Buches "Über die Malerei" von den "Geheimnissen der Werkstätten"
und der "hartnäckigen Sorgfalt beim Ziselieren, Bilden und Färben" 1 redet.
Diese war notwendig bei der Formulierung des Textes, bis dieser die gewünschten eincodierten Bilder ergab
- öfters sogar gleichzeitig in verschiedenen Lautbildschrift -Versionen und nach verschiedenen Eincodier-Methoden
(Anfangs-Buchstaben-Methode, Alle-Buchstaben-Methode).
3) Plinius berichtet in Kap. 9 seines Buches über die Malerei:
"M. Agrippa ... Jedenfalls ist von ihm eine prächtige und des größten Bürgers
würdige Rede erhalten, in der es heißt, man solle alle Gemälde und Bildwerke öffentlich ausstellen,
was besser gewesen wäre als sie ins Exil der Landhäuser zu verbannen."
Diese Forderung kann vordergründig nicht ernst gemeint sein. In Rom, wo der Kaiser als Gott verehrt
wurde und die adelige Oberschicht meist verächtlich auf das gemeine Volk blickte, war jeder Vorschlag
zur Sozialisierung des (Kunst-)Besitzes illusorisch.
Mit den Gemälden waren wohl die mit den Lautbild-Buchstaben in Bücher eincodierten Bilder gemeint.
Agrippa forderte also wohl, die Lautbildschrift zu veröffentlichen - damit wären auch die (eincodierten) Bilder für jeden sichtbar gewesen.
Plinius schien diese Forderung gut zu finden, er nennt sie ja "eine des größten Bürgers würdige Rede".
Literaturverzeichnis
1. Plinius' "Naturgeschichte", lateinisch und deutsch, Band 35 "Über die Malerei" Heimeran Verlag, München 1977 2. Plinius der Ältere, Historia Naturalis, Eine Auswahl aus der "Naturgeschichte" von Michael Bischoff. Nach der kommentierten Übersetzung von G. C. Wittstein, Verlag Franz Greno, Nördlingen 1987 3. Der kleine Stowasser, Lateinisch - deutsches Schulwörterbuch G. Freytag Verlag, München 1965Stand: 24. 7. 2013