Lautbildschrift: 3-dimensionale Modelle
Dieser Artikel zeigt, wie man 3-dimensionale Modelle von
Bildsätzen der Lautbildschrift herstellen kann.
Betrachten wir einmal obigen Bildsatz: Das Haus und die Bäume sind
als stehend zu interpretieren, die Straße als liegend. Auch ist
in jeder Spalte das zweite Wort als hinter (nicht über) dem ersten
befindlich zu interpretieren.
(siehe Artikel über Richtung und Perspektive)
Diese unterschiedliche Ausrichtung der Bildworte und ihre Anordnung hintereinander
(oder übereinander) kann man durch ein 3-dimensionales Modell verdeutlichen.
Man geht dabei so vor:
Das letzte Bild zeigt das Papier mit den (außer am Fußende)
ausgeschnittenen, hochgeklappten Bildworten. Die durch das
Ausschneiden entstandenen Löcher im Papier kann man als
Schatten interpretieren. Sie können durch Unterlegen von
dunklem oder hellem Papier verstärkt oder aufgehoben werden.
Übereinander befindliche Objekte
Bei obigem Bildsatz galten Objekte in derselben Spalte immer
als hintereinander befindlich. Bei folgendem Bildsatz stehen
nun auch 2 Objekte übereinander: Die Sonne ist über der Tanne.
Beim Herstellen eines 3D-Papiermodells ist also zu berücksichtigen:
über- oder aufeinander befindliche Objekte müssen entsprechend
arrangiert werden, wie beim folgenden Bildsatz gezeigt: Man schneidet
die Tanne zusammen mit der Sonne in einem Stück aus und klappt das Ganze hoch:
Ausblenden von Grammatikpartikeln
Sind die Lagebeziehungen in einem Bildsatz durch geschriebene
Grammatikwörter verdeutlicht (über, neben, hinter etc.), so
kann man diese beim 3D-Modell weglassen.
Man schreibt den Satz ohne diese Grammatikwörter auf Papier
und fertigt dann das 3D-Modell an.
Normalerweise ist am 3D-Modell der ursprüngliche Bildsatz
exakt ablesbar. Enthielt dieser aber unnötige Wörter
(z.B. "senkrecht" vor einem Baum), so gilt das nicht mehr.
Dreidimensionale Bildsätze?
Man könnte anhand obiger Bilder auf die Idee kommen, auch Bildsätzen auf dem Papier ein dreidimensionales Aussehen zu verleihen wie folgt:
- Befindet sich ein Ding hinter einem anderen,
schreibe es oberhalb, aber in die nächste Spalte
Man erhält so ein Bild wie das oben rechts, oder wie das Bild "Schritt 3"
(die 2 Worte "Straße" müßten aber in derselben Spalte übereinanderstehen).
Das macht aber das Schreiben komplizierter, und man verbaut sich
die Möglichkeit, hintereinander befindliche Dinge in vertikaler
Linie im Bild zu zeigen. Man kann auch anders
Schrägperspektiven erzeugen, z.B. durch hochgehobene
Spaltenanfänge, siehe Artikel über Richtung und Perspektive
3-dimensionale Modelle am Bildschirm
Ein Computer kann obiges 3D-Modell aus jedem gewünschten Blickwinkel auf dem Bildschirm darstellen (wobei die hinteren Objekte perspektivisch verkleinert werden können, was aber nicht unbedingt nötig ist). Doch zuvor benötigt er zusätzliche Daten: er weiß nämlich nicht, ob ein Objekt, z.B. ein Baum, normalerweise senkrecht steht oder nicht. Auch kann er an einem Bildwort nicht die Perspektive erkennen, aus der das Objekt dargestellt ist (Seitenansicht, Ansicht von senkrecht oben, Schrägdraufsicht, perspektivlose Darstellung bei Zahlen etc.). Man muß also im Lexikon bei jedem Wort abspeichern:
- natürliche Ausrichtung des Objekts
- Perspektive des Bildworts
Auch weiß ein Computer nicht, ob 2 Objekte in derselben Spalte als hintereinander (z.B. Baum Baum) oder übereinander (z.B. Baum Sonne) zu interpretieren sind. Dafür muß man ihm viel Wissen über die Welt mitgeben. Das könnte so geschehen:
Hat das Lautbildschrift-Lexikon im Computer n Worte, so speichert man
in einer n*n-Matrix für jede Kombination von 2 Worten (z.B. Baum Baum)
ab, ob das zweite Objekt als hinter oder über dem ersten befindlich
zu interpretieren ist (wenn das 2. Wort in derselben Spalte direkt
auf das 1. Wort folgt).
Ersatzweise kann man jedes Wort einer Bedeutungsklasse zuteilen und
die Beziehungsmatrix nur für diese Klassen aufstellen.
Erst dann kann der Computer auch die Gesamtperspektive eines Bildsatzes
erkennen. Zeigt ein Bildsatz eine reine Seitenansicht oder reine Draufsicht
direkt von oben, so wirkt auch das Computer-erzeugte Modell weniger
3-dimensional als bei Bildsätzen mit Mischperspektive.
Ein Computer kann also - anders als ein Mensch - nur mit Zusatzdaten
aus einem Bildsatz ein 3D-Modell fertigen. Aber im Vergleich zu anderen
3D-Darstellungen im Computer sind diese Modelle einfach und ökonomisch,
deshalb leicht und schnell anzufertigen. Sie sind also prädestiniert
für 3D-Skizzen.
Verfeinerte Darstellung am Bildschirm
Ein Computer kann noch mehr: nämlich ein Objekt farbig, dreidimensional oder gar bewegt darstellen.
- Bei jedem Bildwort speichert man im Lexikon die natürliche
Farbe des Objekts ab (z.B. bei Baum grün) oder halt irgendeine Farbe.
Man kann auch für jedes Silbenzeichen eines Bildworts eine Farbe
abspeichern (sinnvoll bei Blumen, Vögeln etc.)
Steht im Text bei einem Bildwort ein Farbwort, so hat letzteres
Priorität: Das Bildwort wird in dieser Farbe dargestellt,
das Farbwort selbst nicht dargestellt. Der Computer kann die
Linien eines Bildworts oder seine ganze Fläche farbig darstellen.
Auch per Hand kann man Objekte farbig schreiben und ggf. Farbwörter weglassen.
Hier der Bildsatz vom Anfang des Artikels dreimal:
Bäume farbig geschrieben, Bäume flächig gefärbt, dto.
als Papiermodell mit Schatten (= Löchern):
- Bei jedem Bildwort speichert man einen 3D-Faktor ab:
z.B. ob das Objekt flach ist (Straße, Schild), voll-drehrund (Vase),
unterbrochen-drehrund (Baum), mit rechteckigem Grundriß (Haus).
Der Computer stellt dann das Objekt so auf dem Bildschirm dar.
Einfacher kann man ein Objekt dreidimensional wirken lassen, indem
man die Lautbildschrift-Zeichen mit Muster einfärbt (siehe voriges Bild),
oder schattiert (rechte Zeichenhälfte mit dickerem Strich - suggeriert
Lichteinfall von links) oder hohl macht, was man gelegentlich bei der
Lateinschrift sieht. Ähnlich wirkt es, wenn man einem Ideogramm
seine Kopie leicht verschoben (und vielleicht andersfarbig)
überlagert (wirkt gut bei Bäumen, sonst meist nicht):
- Bei Bildworten, die eine Bewegung bedeuten, kann der
Computer das entsprechende Objekt bewegt darstellen:
Bei Dauerbewegungen (vibrieren, wackeln, rotieren, um etwas kreisen,
hin- und hergehen) bewegt sich das Objekt im Bildschirm ständig.
Bei einmaligen Bewegungen (gehen von-nach) kann die Bewegung per
"Knopfdruck" ausgelöst werden (ggf. wird nach einigen Sekunden
automatisch wieder die Ausgangsposition dargestellt).
Worte für vibrieren oder wackeln können weggelassen werden.
Andere Worte für Bewegung könnten blinkend dargestellt, aber
nicht weggelassen werden: denn sie stellen auch den Raum dar,
in dem die Bewegung stattfindet.
Bewegungen wie vibrieren, wackeln kann man auch bei Papiermodellen
darstellen, indem man stehende Objekte mit dem Finger bewegt oder
anschnipst.
Wertung
Lautbildsprache und -schrift sind eine praktikable künstliche Sprache.
Dagegen ist die dreidimensionale Darstellung von Bildsätzen (wie auch die
farbige Darstellung) eine Spielerei, aber auch ein wertvolles didaktisches
Hilfsmittel: Sie macht die Lautbildschrift interessanter und hilft,
Ausrichtung und Lagebeziehungen von Objekten zu verdeutlichen (ein
einmaliges Hilfsmittel, um Grammatik interessant zu machen !)
Didaktisch ist es besser, mit den einfachen Papiermodellen zu
beginnen, nicht mit einer 3D-Computerdarstellung.
Die 3D-Darstellung ist auch nützlich bei Planskizzen für den
Entwurf von Gärten, Ortsgrundrissen, Landschaftsmodellen, Szenerien
(für Theater, Computerspiele, Auftritte von Personen etc.).
Ihr enormer Vorteil ist die extrem leichte und schnelle Erstellbarkeit,
und das in einer einfachen, standardisierten, mitteilbaren Form
(Sprache, Blatt Papier, Brief, wenige Bytes im Computer).
Deshalb können viele Varianten durchprobiert werden.
Steht die Lautbildschrift als Computer-Zeichensatz zur Verfügung,
ist eine Szene in wenigen Sekunden eingetippt.
Man kann Farbworte gleich mit eintippen oder später Ideogramme
per Mausklick ein- oder umfärben.
Die Benutzung der hier beschriebenen Mechanismen ist frei. Stand: 22.8.06