Primzahlfolgen: Klassifzierung und Sätze
Einführung
Es gibt unendlich viele Primzahlen. Die Folge aller Primzahlen ist deshalb unendlich.
Man kann aus ihr (unendlich oder endlich lange) Teilfolgen auswählen.
Dafür gibt es 3 Haupt-Prinzipien:
Auswahl nach Index-Abstand (Index := Primzahl-Nr.) " " Wert-Abstand " " Eigenschaften
Primzahlfolgen mit Index-Abständen
Alle Primzahlfolgen mit Index-Abständen sind prinzipiell unendlich lang,
weil zu jedem Index eine Primzahl existiert. Siehe die folgenden Beispiele
Konstante Index-Abstände:
Beispiele:
2 3 5 7 11 13 17 19 23 ... alle Primzahlen 2 5 11 17 23 ... jede 2. Primzahl 2 7 17 ... jede 3. Primzahl 2 11 23 ... jede 4. Primzahl
Man erkennt:
- Von 2 Folgen mit Abstand d1 und d2 (d1 < d2), die bei derselben Primzahl beginnen,
ist die 1. Folge genau dann eine Obermenge der 2. Folge, wenn d1 ein Teiler von d2 ist
(Beispiel: oben die Folgen mit Index-Abstand 2 und 4)
- Allgemein gilt: 2 Folgen, die bei derselben Primzahl beginnen, haben einige gemeinsame Folgeglieder
(auch wenn d1 kein Teiler von d2 ist), nämlich alle Primzahlen mit dem Index:
2 3 5 7 11 13 17 19 23 ... alle Primzahlen 2 5 11 17 23 ... d=2, ab 2 (1. Primzahl) 3 7 15 19 ... d=2, ab 3 (2. Primzahl) 5 11 17 23 ... d=2, ab 5 (3. Primzahl)
Man erkennt:
- Eine Folge mit Abstand d ab Primzahl Px (x-te Primzahl) ist genau dann
eine Obermenge der Folge mit gleichem Abstand d ab Primzahl Py (x < y),
wenn y = x + n*d (Beispiele oben ab 1. und 3. Primzahl, 3 = 1 + 1*2).
Die Folgen unterscheiden sich also nur im Anfangsteil, den die längere Folge zusätzlich hat.
Ist aber y ≠ x + n*d, dann haben beide Folgen keine gemeinsamen Glieder
Folgen mit verschiedenem Startwert und verschiedenem Index-Abstand treffen sich nach
einigen Gliedern. Ab dann gilt das weiter oben Gesagte über Folgen mit gleichem Startwert.
Alternierende Index-Abstände:
Es sind auch Primzahlfolgen mit alternierenden Index-Abständen möglich.
Beispiel:
2 3 5 7 11 13 17 19 23 29 31 ... alle Primzahlen 2 5 13 19 31 ... jede 2./3. Primzahl
Zunehmende Index-Abstände:
Bei der Bildung zunehmender Index-Abstände sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Beispiele:
2 3 5 7 11 13 17 19 23 29 31 ... alle Primzahlen 2 3 7 17 31 ... additiv zunehmend, Summand 1 2 3 7 19 ... multplikativ zunehmend, Faktor 2 (2er-Potenzen als Abstände) 2 5 13 31 ... Primzahlfolge als Abstände 2 3 5 11 19 ... Fibonaccizahlen als Abstände
Stochastische Index-Abstände:
Es sind auch Primzahlfolgen mit zufälligen Index-Abständen möglich,
die durch einen Zufallsgenerator bestimmt werden. Die Abstände könnten dabei
bestimmten statistischen Verteilungen genügen. Solche Primzahlfolgen
könnten für die experimentelle Mathematik per Computer interessant sein.
Primzahlfolgen mit Wert-Abständen
Bei solchen Primzahlfolgen interessiert vor allem folgende Frage:
- Wie lang kann eine Primzahlfolge bei einem bestimmten Abstand sein?
Dazu folgende allgemeine Überlegung:
Der durchschnittliche Abstand zwischen 2 benachbarten Primzahlen wächst mit zunehmendem Zahlenwert,
wenn auch langsam und unregelmäßig. Er nähert sich dem Wert ln(N). Daraus folgt:
- Eine Primzahlfolge mit festem Wert-Abstand d kann nie unendlich lang werden,
weil irgendwann der durchschnittliche Primzahlabstand > d wird
- Es wurde allerdings 2004 bewiesen, daß es zu jedem N unendlich viele arithmetische Primzahlfolgen
der Länge N gibt. Dabei muß aber die Schrittweite d entsprechend groß sein.
Gegenüber diesem theoretischen Wissen ist die Kenntnis realer Primzahlfolgen extrem gering:
Eine der längsten bekannten arithmetischen Primzahlfolgen hat nur 22 Glieder
(aber eine Schrittweite > 4 Billionen)
- Eine Primzahlfolge kann nur dann (vielleicht) unendlich lang werden, wenn ihr
Wert-Abstand d zumindest so stark wächst wie der durchschnittliche Primzahlabstand
Das ist aber nur eine schwache, undifferenzierte Beschränkung.
Für die meisten Folgentypen ergeben sich weit stärkere Limits:
Konstante Abstände: (Arithmetische Primzahlfolgen)
Folgen von Primzahlen mit konstanten Wertabständen nennt man arithmetische Primzahlfolgen.
Beispiele:
3 - 5 - 7 (Abstand 2) 3 - 7 - 11 (Abstand 4) 5 - 11 - 17 - 23 - 29 (Abstand 6)
- Obige Folgen lassen sich nicht verlängern
- Die letzten zwei Folgen enthalten nicht nur aufeinanderfolgende Primzahlen:
bei "3 - 7 - 11" fehlt 5, bei "5 - 11 - 17 - 23 - 29" fehlen 7, 13, 19
Konstante ungerade Abstände:
Alle Primzahlen außer 2 sind ungerade. Deshalb sind die Abstände zwischen Primzahlen gerade
(weil ungerade - ungerade = gerade), nur der Abstand zwischen der 2 und anderen Primzahlen ist ungerade.
Deshalb gilt:
- Primzahlfolgen mit ungeradem Abstand beginnen immer mit 2
- sie haben nur 2 Glieder
- eine Primzahlfolge mit ungeradem Abstand d existiert genau dann, wenn 2 + d prim ist
2 - 3 (Abstand 1) 2 - 5 (Abstand 3) 2 - 7 (Abstand 5) 2 - 9 (Abstand 7) keine Primzahlfolge, weil 9=3*3 2 - 11 (Abstand 9)Konstanter Abstand 2:
Von 3 aufeinanderfolgenden ungeraden Zahlen ist eine durch 3 teilbar.
Deshalb können Primzahlfolgen mit Abstand 2 nur 2 Glieder haben.
Ausnahme: die Folge 3 - 5 - 7 hat 3 Glieder, denn 3 ist durch 3 teilbar, aber prim
Beispiele:
3 - 5 - 7 5 - 7 11 - 13 17 - 19 71 - 73
Zwei Primzahlen im Abstand 2 nennt man auch Primzahlzwilling.
Ob es unendlich viele Primzahlzwillinge gibt, ist bis heute unklar.
Konstante gerade Abstände ≥ 4:
Eine Primzahlfolge mit festem Abstand d ≥ 4 kann höchstens d-1 Glieder haben. Beweis:
P1 sei die erste Primzahl der Folge. Sie lässt sich in n Summanden (d-1) und einen Rest < d-1 zerlegen.
Für den Abstand d gilt ähnlich d = (d-1) + 1 = Summand (d-1) + Rest 1
Wir veranschaulichen das am Beispiel d=6, P1 hat Rest 2 mit
Perlenarithmetik:
--------------------- P3 ----------------- --------------- P2 ------------ -------- P1 -------- -- d - -- d - -- d - OOOOO ..... OOOOO xx OOOOOx OOOOOx OOOOOxBlöcke mit je (d-1) = 5 Perlen sind blau dargestellt, rot die Reste modulo (d-1) von P1 und d
Glied Nr. (d-r) = n*(d-1) + r + (d-r-1)*d = " + r + (d-r-1)*(d-1) + (d-r-1) = " + (d-r-1)*(d-1) + (d-1) = (d-1)*(n + d-r-1 + 1) = (d-1)*(n + d-r)Also ist das Glied Nr. d-r durch d-1 teilbar
Abstand d | Primfaktoren | Primfakultät | kleinster fehlender Primfaktor = max. Folgenlänge |
2 | 2 | 2 | 3 |
4 | 2*2 | 2*3 | 3 |
6 | 2*3 | 2*3*5 | 5 |
8 | 2*2*2 | 2*3*5*7 | 3 |
10 | 2*5 | " | 3 |
12 | 2*2*3 | 2*3*5*7*11 | 5 |
14 | 2*7 | 2*3*5*7*11*13 | 3 |
16 | 2*2*2*2 | " | 3 |
18 | 2*3*3 | 2*3*5*7*11*13*17 | 5 |
20 | 2*2*5 | 2*3*7*11*13*17*19 | 3 |
Folgen von Primzahlen mit bestimmten Eigenschaften
Man wählt alle Primzahlen aus (optional erst ab einem bestimmten Startwert),
die eine bestimmte Eigenschaft haben.
Allerdings ist es für Primzahlen charakteristisch, dass sie wenige Eigenschaften haben
(wie z.B. Teilbarkeit durch eine bestimmte Zahl). Man bezieht sich deshalb besser auf die vorangehende
(oder noch weiter vorn, oder dahinter liegende) Zahl. Eine Auswahlregel könnte z.B. lauten:
"Nimm alle Primzahlen, deren Vorgänger-Zahl durch 3 teilbar ist."
2 3 5 7 11 13 17 19 23 29 31 ... alle Primzahlen 7 13 19 31 ... Vorgänger-Zahl durch 3 teilbar
Es ergeben sich automatisch Primzahlabstände, die durch 3 teilbar sind.
Sie sind auch durch 2 teilbar, weil alle Primzahlen (außer 2) ungerade
und ihre Vorgängerzahlen deshalb gerade sind. Insgesamt sind also alle
Primzahl-Wertabstände obiger Folge durch 6 teilbar.
Die ersten Abstände von 7 bis 103 sind: 6-6-12-6-6-18-6-6-6-18-6
Andere Auswahlregeln könnten lauten:
"Nimm alle Primzahlen > 100, deren Vor-Vorgänger-Zahl durch 19 teilbar ist"
"Nimm alle Primzahlen, deren Nachfolger-Zahl durch 3 oder 5 teilbar ist
(d.h. mit 15 einen gemeinsamen Teiler hat)"
Homepage Leonhard Heinzmann Stand: 8. 9. 2015