Wortkombinationen: Mehrseiten-Ansichten
Es ist manchmal schwierig, mit den Buchstaben der Lautbildschrift
geometrische Gebilde erkennbar darzustellen. Denn ein Kegel z.B. sieht von
der Seite aus wie eine Pyramide und ein Tetraeder (dreiseitige Pyramide),
und eine Schrägdarstellung ist meist nicht möglich.
Wir lösen das Problem, indem wir 2 Worte kombinieren: Das untere Wort
zeigt die Draufsicht, das obere Wort die Seitenansicht:
Auch der Unterschied zwischen einem ganzen Gebilde (z.B. Kreis) und
seiner Hülle (Kreislinie) läßt sich dabei darstellen:
Eine gestrichelte Linie deutet per Definition eine Hülle an,
eine durchgezogene Linie das ganze Gebilde:
Durch Kombination von 2 Worten lassen sich auch kompliziertere Gebilde,
die der Leser noch nie gesehen hat, ziemlich klar darstellen:
Das Gebilde unten rechts z.B. hat die Form eines Flachbaus mit
achteckig-konkavem Grundriß:
Man kann durch ein zusätzliches Wort verdeutlichen, daß zwei Worte
zusammen einen festen Begriff symbolisieren. Einerseits ist das
klarer, andererseits umständlicher, und es stört optisch (besonders
wenn das zusätzliche Wort zwischen den beiden andern Worten steht).
Aber bei geometrischen Begriffen, die aus 3 oder mehr Worten
zusammengesetzt sind, ist ein hinweisendes Wort unverzichtbar.
Es ist deshalb die Frage, ob man nicht generell ein Wort verwendet,
um anzudeuten, daß und wie ein geometrischer Begriff zusammengesetzt ist.
Beispiele:
Das 1. Wort der linken Spalte bedeutet "Gebilde, dargestellt
durch Grundriss und Seitenansicht". Es müssen also immer 2 Worte
folgen. Dieses Wort könnte vor jedem der bisherigen Beispiele
stehen (die ganze Spalte stellt einen Kegel dar). Der waagrechte
Strich symbolisiert den Grundriss, der senkrechte die
Seitenansicht.
Die 2. Spalte zeigt das umgekehrte Gebilde wie die 1., das
erste Wort ist entsprechend definiert als "Gebilde, dargestellt
durch Seitenansicht und Deckenriß".
Das erste Wort der 3. Spalte bedeutet "Gebilde, dargestellt durch
Grundriß, Seitenansicht, Deckenriß". Der obere waagrechte Strich
symbolisiert den Deckenriß. Auf dieses Wort müssen also 3 Worte
folgen. Die ganze Spalte zeigt einen Kegelstumpf, der unten
quadratisch und oben rund ist.
Dieses Anfangswort könnte man auch in Spalte 1 und 2 verwenden
- man müßte dann noch einen Punkt als Deckenriß bzw. Grundriß
hinzufügen. Doch das ist unnötig kompliziert, man nimmt eh an,
daß das Gebilde punktförmig zugespitzt ist: Denn generell
wird man annehmen, daß sich die Querschnittsform nicht ändert,
wenn nicht ausdrücklich anders dargestellt, höchstens schmäler
oder breiter wird entsprechend der Seitenansicht.
Das erste Wort der 4. Spalte bedeutet "Gebilde, dargestellt durch
Grundriß und 2 Seitenansichten". Die 2 senkrechten Striche
symbolisieren die 2 Seitenansichten. Die ganze Spalte stellt ein
Walmdach dar, bzw. eine Pyramide mit rechteckigem Grundriß und
vier Seiten (2 trapezförmig, 2 dreieckig), die oben nicht in einem
Punkt, sondern einer Firstlinie zusammenlaufen.
Man kann weitere Worte für zusammengesetzte geometrische Gebilde
definieren, wenn nötig. Oder eine Kombination der vorhandenen
benutzen: z.B. könnten im Bild oben die Anfangsworte der 1. und 2. Spalte
zusammen das Anfangswort der 3. ersetzen. Generell ist es wünschenswert,
wichtige oder oft benutzte geometrische Begriffe nicht zusammensetzen
zu müssen. Das hängt von der speziellen Lautbildschrift ab:
In der Einfachst-Lautbildschrift mit 12 Buchstaben hat das Bildwort
links unten die Bedeutung "Rund" (alles was rund ist: Kreis, Kugel),
und genauere Begriffe müssen durch 2 Worte dargestellt werden.
Doch in jeder Lautbild-Silbenschrift wäre sicher das Zeichen rechts
unten vorhanden. Diesem könnte man die Bedeutung "Kugel" geben, dem
Zeichen links dann die Bedeutung "Kreis".
Das ist optisch und grammatisch einfacher und klarer.
Auch die Kopf + Rumpf-Darstellung bei Menschen und Tieren ist
manchmal eine Mehrseitenansicht, wenn Kopf und Rumpf aus verschiedenen
Blickwinkeln dargestellt werden (... eigener Artikel dazu folgt).
Aber keine Mehrseitenansicht strikt im obigen Sinne, wo zweimal
das Gleiche aus verschiedener Perspektive dargestellt wird.
Mehrseiten-Ansichten im engeren Sinn sind fast nur bei geometrischen
Gebilden nötig: Konkretere Dinge (Menschen, Werkzeuge, ...) haben meist
aus einem Blickwinkel genug darstellbare Unterscheidungsmerkmale (eines reicht aus),
und bei abstrakten Dingen hat man mehr Freiheit bei der optischen Darstellung.
Alternative: Obige Lösungen haben folgenden Vorteil:
die in der Realität eng zusammenliegenden verschiedenen Ansichten eines Gegenstandes
sind auch im Bildsatz eng beisammen. Allerdings müssen bei allen Mehrseiten-Ansichten,
die nicht mittels Partikel ausgedrückt werden, die Wortkombinationen
auswendig gelernt werden (Beispiele am Anfang), sonst können sie mit
über- oder hintereinanderstehenden Dingen verwechselt werden.
Es ist für Mehrseiten-Ansichten auch folgende klare und einfache Lösung denkbar:
Zwischen 2 Perspektivansichten desselben Dinges wird immer eine Partikel eingeschoben.
Diese gibt an, daß es sich um eine Mehrseitenansicht handelt, und wie die untere
und obere Ansicht (das untere und obere Wort) ausgerichtet sind (waagrecht, senkrecht, ...).
Oft würde eine Allzweck-Partikel 'Mehrseiten-Ansicht' genügen, die keine spezielle Ausrichtung angibt.
Die Benutzung der hier beschriebenen Mechanismen ist frei Stand: 11.8.05