Tonleiter
Dieser Artikel erklärt kurz und klar:
- Was ist ein Ton
- Was ist eine Tonleiter
- Warum benutzt man eine Tonleiter
- Was ist eine gute Tonleiter
- Wie konstruiert man eine gute Tonleiter
- Was sind harmonische Tonpaare
Was ist ein Ton
Ein Ton ist ein Geräusch mit einer bestimmten konstanten Frequenz (z.B. 120 Hz)
Was ist eine Tonleiter
Eine Tonleiter ist eine Auswahl von wenigen Tönen (Frequenzen) aus dem vom Menschen hörbaren Frequenzbereich,
die nach Tonhöhe (Frequenz) geordnet sind.
Mit diesen ausgewählten Tönen werden Melodien gebildet
Warum benutzt man eine Tonleiter
und benutzt beim Komponieren und Spielen nicht beliebige Töne?
Weil es nötig ist, sich auf wenige Töne zu beschränken. Denn wenn jeder x-beliebige Ton (Frequenz)
in einer Melodie vorkommen dürfte, hätte man folgende Probleme:
1) Die wenigsten Musikinstrumente können alle Töne (in einem bestimmten Frequenzbereich) hervorbringen.
Im westlichen Kulturkreis sind dies nur Posaune und Geige (und der Computer)
- und gerade diese sind schwer erlernbar und spielbar.
Denn es ist z.B. schwierig, die genaue Auszuglänge einer Posaune für einen bestimmten Ton zu finden.
Aber andere Instrumente können eine Melodie mit beliebigen Frequenzen nicht spielen !
2) Auch gedanklich ist eine Melodie aus beliebigen Frequenzen schwer zu beherrschen: Beim Komponieren,
Niederschreiben, Erlernen, Erinnern und beim Spielen tut man sich mit einer Auswahl aus nur wenigen Tönen viel leichter.
Z.B. wären für beliebige Frequenzen Notenlinien unpraktikabel, man müßte mit langen Zahlen arbeiten
Was ist eine gute Tonleiter
Das Ziel der Musik ist meist, schöne, harmonisch klingende Melodien zu schaffen.
Der Wohlklang einer Melodie besteht teilweise in der Harmonie gleichzeitiger
oder direkt aufeinanderfolgender Töne
Diese Harmonie läßt sich physikalisch beschreiben: Am harmonischsten empfindet man
Tonpaare mit dem Frequenzverhältnis 1:2, dann Tonpaare mit den Frequenzverhältnissen
2:3, 3:4, 3:5, 4:5, 5:6 usw., mit jeweils abnehmender Harmonie.
Im Anhang wird das detailliert erklärt
Wenn man dieses Harmoniegesetz der Töne kennt, könnte man auf die Idee kommen,
eine schöne Melodie folgendermaßen zu entwerfen:
Man wählt irgendeinen angenehmen Ton als Anfangston und wählt dann die folgenden Töne so,
daß sie angenehm klingen (nicht zu dunkel, nicht zu schrill) und ein möglichst harmonisches Frequenzverhältnis zum vorigen Ton haben.
Aber abgesehen davon, daß hierbei nicht unbedingt eine gelungene Melodie entsteht, hat man folgendes Problem:
Nach etlichen Schritten auf und ab kann man bei irgendeiner x-beliebigen Tonfrequenz landen.
Aber jede Tonfrequenz zuzulassen, ist problematisch, wie wir bereits weiter oben erklärt haben
Man benötigt also eine Auswahl von Tönen, mit der sich möglichst viele möglichst harmonische Tonpaare bilden lassen
Eine gute Tonleiter ist also eine Auswahl von Tönen, mit der sich genügend viele möglichst harmonische Tonpaare bilden lassen
Doch sind auch disharmonische Tonpaare nötig, um einer Melodie eine gewisse Spannung geben zu können,
die dann durch harmonische Tonpaare aufgelöst wird.
Disharmonische Tonpaare sind aber bei Tonleitern mit 6 oder mehr Tönen (plus Grundton) sowieso weit in der Überzahl,
was man durch Überprüfen aller Tonpaare leicht feststellen kann
Wie konstruiert man eine gute Tonleiter
. . Frequenzbereich
Ein Mensch kann Töne von etwa 16 - 16000 (- 20000) Hz wahrnehmen, im Alter sinkt die obere
Hörschwelle meist deutlich. Die Musikwahrnehmbarkeit reicht von etwa 50 - 9000 Hz,
die Sprachwahrnehmbarkeit von etwa 80 - 12000 Hz (wichtig 1900 - 4900 Hz).
Innerhalb dieser Grenzen sollte also die Musiktöne liegen.
Erfahrungsgemäß reicht ein viel kleinerer Bereich: Volkslieder umfassen oft nur 1
Frequenzverdopplung, z.B. 260 - 520 Hz
Eine Tonleiter ist eigentlich frequenzunabhängig, genauso wie die Proportion zweier Töne.
Das Charakteristische sind die Proportionen der leitereigenen Töne zueinander.
So wie eine Melodie prinzipell dieselbe ist, egal ob sie von einer dunklen Männerstimme
oder einer von einer hellen Frauenstimme gesungen wird
. . Anzahl Töne
Die Erfahrung zeigt, dass bei Volksliedern oft 8 Töne für eine sehr schöne Melodie ausreichen.
Für kompliziertere Werke braucht man mehr.
Die Anzahl der möglichen Tonpaare wächst stark mit der Anzahl der Töne ( 1 * 2 * 3 * 4 * 5 ... ).
Damit wächst auch die Zahl der möglichen harmonischen Tonpaare, aber nicht genau proportional,
sie hängt auch ab von:
- der genauen Anzahl der Töne (Teilbarkeit dieser Zahl durch 2, 3, 4, 5)
- vom Typ der Unterteilung (konstanter oder zunehmender Frequenzabstand)
. . Grundton und verdoppelter Ton
Wir gehen aus vom gewünschten tiefsten Ton, dem Grundton mit Frequenz F. Nimmt man den Ton mit Frequenz 2F hinzu, dann kann man die Tonfolge oder den Akkord mit der harmonischsten Proportion bilden:
1F : 2F = 1:2
Fazit: Eine Tonleiter mit Grundton F sollte auf jeden Fall den Ton mit Frequenz 2F enthalten
Wir beschränken die weiteren Überlegungen zunächst auf die Unterteilung dieses Frequenzbereichs.
Wenn nötig, kann man an die so gewonnene Tonleiter noch eine weitere (oder einen Teilabschnitt) anhängen,
indem man den Frequenzbereich 2F - 4F genauso unterteilt.
. . Halbierung
Nimmt man außer den Tönen F und 2F noch deren Mittelton 1.5 F dazu, dann kann man Tonfolgen / Akkorde mit folgenden Frequenzverhältnissen bilden:
1F : 1.5F = 2:3 1.5F : 2F = 3:4
Das sind die zweit- und dritt-harmonischste Proportion.
Fazit: eine Tonleiter sollte unbedingt den Mittelton enthalten
. . Viertelung
Nimmt man noch die Töne 5/4 F und 7/4 F dazu, dann hat man den Frequenzbereich in 4 gleiche Abschnitte unterteilt. Jetzt kann man auch Tonfolgen / Akkorde mit folgenden Frequenzverhältnissen bilden:
1F : 1.25F = 4:5 1.25F : 1.5F = 5:6 1.75F : 2F = 7:8 1F : 1.75F = 4:7 1.25F : 1.75F = 5:7 1.25F : 2F = 5:8
Das sind harmonische Tonproportionen, nur 7:8 gilt bereits als disharmonisch,
kann aber trotzdem in Melodien als Spannungsgeber nützlich sein
Fazit: eine Tonleiter sollte unbedingt diese Vierteilung enthalten
. . Drittelung
Unterteilt man den Frequenzbereich F - 2F in 3 gleiche Teile, nimmt also zu den Tönen F und 2F noch die Töne 4/3 F und 5/3 F hinzu, dann kann man (auch ohne Halbierung und Viertelung) Tonfolgen / Akkorde mit folgenden Frequenzverhältnissen bilden:
1F : 1.33F = 3:4 1.33F : 1.66F = 4:5 1.66F : 2F = 5:6 1F : 1.66F = 3:5 1.33F : 2F = 4:6 = 2:3
Man gewinnt also 2 weitere Tonkombinationen mit den sehr harmonischen Proportionen 2:3 und 3:4
(andere als bei Halbierung) und 2 weitere Tonkombinationen mit den harmonischen Proportionen 4:5 und 5:6
(andere als bei Viertelung).
Außerdem die harmonische Kombination 3:5, die innerhalb einer Frequenzverdopplung nur mit Drittelung zu erreichen ist
Zusammen mit den Tönen der Viertelung erhält man weitere meist harmonische Tonkombinationen.
Fazit: eine Tonleiter sollte unbedingt diese Dreiteilung enthalten
. . Siebenteilung (ungleich)
Eine Tonleiter sollte also die Töne der Viertelung und Drittelung enthalten. Man hat dann eine Tonleiter mit 7 Tönen und mit 6 zum Teil ungleichen Abschnitten. Damit läßt sich schon gute Musik machen, denn es lassen sich alle oben erwähnten harmonischen Tonpaare bilden, sowie weitere, z.B.:
1.25F : 1.66F = 3:4
Fazit: eine Tonleiter sollte unbedingt diese Siebenteilung enthalten
. . Zwölfteilung
Trotzdem liegt es nahe, die Viertelung und Drittelung zu systematisieren und den Frequenzbereich in
12 gleiche Abschnitte zu unterteilen, denn 12 ist die kleinste Zahl, die durch 3 und 4 teilbar ist
Mit F und 12 weiteren Tönen im Abstand von je 1/12F kann man alle Töne und damit alle Tonkombinationen
der halbierten, geviertelten und gedrittelten Tonleiter bilden, z.B.:
1F : 18/12F = 12:18 = 2 : 3 1F : 20/12F = 12:20 = 3 : 5
Viele weitere brauchbare Tonkombinationen sind möglich, z.B.:
1F : 15/12F = 12:15 = 4 : 5 1F : 14/12F = 12:14 = 6 : 7
Fazit: die Zwölfteilung ist für eine Tonleiter nützlich, aber nicht unbedingt nötig
. . Unterteilung in Zahl mit vielen Teilern
Prinzipiell sollte der Bereich der Frequenzverdopplung F - 2F nicht in eine Primzahl unterteilt werden,
sondern in eine Zahl mit möglichst vielen Teilern (hoch zusammengesetzte Zahl)
Denn dann ergeben sich, vom Grundton F ausgehend, viele harmonische Tonkombinationen
(also solche mit niedrigen Brüchen als Frequenzverhältnis),
weil sich viele Frequenzpaare kürzen lassen
Beispiel: Unterteilt man die Frequenzverdopplung F - 2F in 12 gleiche Abschnitte,
dann ergibt (wie bereits oben gezeigt) das Tonpaar "F : (F + 6/12 F)"
das harmonische Frequenzverhältnis 12:18 = 2:3 .
Ja, alle Frequenzpaare F : (F + X/12 F) sind kürzbar außer bei X = 1, 5, 7, 11
Aber wenn man die Frequenzverdopplung F - 2F in 11 (Primzahl) gleiche Abschnitte unterteilt,
dann ergibt kein Tonpaar "Grundton - höherer Ton" ein kürzbares Frequenzverhältnis.
Alle diese Tonpaare sind deshalb disharmonisch, z.B. 11:12, 11:13, ... außer F:2F = 1:2
Allerdings lassen sich auch bei Unterteilung der Frequenzverdopplung in 11 gleiche Abschnitte
harmonische Tonpaare bilden, aber nicht vom Grundton aus. Z.B. läßt sich das Frequenzverhältnis 2:3
erzeugen durch das Tonpaar (F + 1/11) : (F + 7/11) = (12/11):(18/11) = 12:18 = 2:3
Die folgende Tabelle zeigt die Leistungsfähigkeit von Tonleitern mit Unterteilung
des Tonbereichs "Grundfrequenz - doppelte Frequenz" in 4 bis 12 gleiche Abschnitte.
Jede Zeile repräsentiert 1 harmonisches Frequenzverhältnis, jede Spalte repräsentiert 1 Tonleiter
(die rechteste, gelbe Spalte die Tonleiter mit 12 Abschnitten).
Jedes Kästchen im Kreuzungspunkt einer Spalte und Zeile zeigt die Tonkombinationen,
mit denen man dieses Frequenzverhältnis in dieser Tonleiter erzeugen kann
[Zur Tonbenennung: in der Tonleiter mit 4 Abschnitten bezeichnet 4 den Grundton,
5, 6, 7, 8 die nächsten Töne - 8 ist der doppelte Grundton.
So kann man leicht erkennen, welche Tonpaare sich kürzen lassen.
Entsprechend bei den anderen Tonleitern]
Frequenz- Verhältnis | Unterteilung des Tonbereichs "Grundfrequenz bis doppelte Frequenz" in wieviel gleiche Abschnitte | ||||||||
4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | |
1 : 2 | 4:8 | 5 : 10 | 6 : 12 | 7 : 14 | 8 : 16 | 9 : 18 | 10 : 20 | 11 : 22 | 12 : 24 |
2 : 3 | 4:6 | 6 : 9 | 6 : 9 8 : 12 | 8 : 12 | 8 : 12 10 : 15 | 10 : 15 12 : 18 | 10 : 15 12 : 18 | 12 : 18 14 : 21 | 12 : 18 14 : 21 16 : 24 |
3 : 4 | 6:8 | 6 : 8 | 6 : 8 9 : 12 | 9 : 12 | 9 : 12 12 : 16 | 9 : 12 12 : 16 | 12 : 16 15 : 20 | 12 : 16 15 : 20 | 12 : 16 15 : 20 18 : 24 |
3 : 5 | 6 : 10 | 6 : 10 | 9 : 15 | 9 : 15 | 12 : 20 | 12 : 20 | 12 : 20 | ||
4 : 5 | 4:5 | 8 : 10 | 8 : 10 | 8 : 10 | 8 : 10 12 : 15 | 12 : 15 | 12 : 15 16 : 20 | 12 : 15 16 : 20 | 12 : 15 16 : 20 |
5 : 6 | 5:6 | 5 : 6 | 10 : 12 | 10 : 12 | 10 : 12 | 10 : 12 15 : 18 | 10 : 12 15 : 18 | 15 : 18 | 15 : 18 20 : 24 |
5 : 8 | 5:8 | 5 : 8 | 10 : 16 | 10 : 16 | 10 : 16 | 15 : 24 |
. . 2 Prinzipien der Unterteilung
Man will die Töne einer Leiter so festlegen, daß möglichst viele harmonische Tonpaare möglich sind (siehe oben).
Zu diesem Zweck haben sich 2 Prinzipien als nützlich herausgestellt:
- gleiche Frequenzabstände (Differenz konstant)
- gleichmäßig zunehmende Frequenzabstände (Quotient konstant)
- speziell ausgetüftelte Frequenzabstände
Bei gleichen Abständen hat jeder Ton zum folgenden denselben Frequenzabstand (additive Tonleiter)
Bei gleichmäßig zunehmenden Frequenzabständen hat jeder Ton zum folgenden dasselbe Frequenzverhältnis
(multiplikative oder proportionale Tonleiter), also Ton1:Ton2 = Ton2:Ton3 = Ton3:Ton4 ...
Gleiche oder gleichmäßig zunehmende Frequenzabstände sind die eigentlichen 2 Grundprinzipien für eine Tonleiter
Bei anderen Tonleitern handelt es sich praktisch immer um eine Tonleiter dieser 2 Typen,
bei der einige weniger nützliche Töne weggelassen wurden. So sind die
bekannten europäischen Tonleitern mit 8 Tönen eigentlich Tonleitern des 2. Typs
mit 12 Tönen (plus Grundton), bei denen je nach Tonart (Dur, Moll, etc.) einige weniger brauchbare Töne
weggelassen sind, aber gelegentlich doch als "Halbtöne" eingeflickt werden.
Das Beispiel "selektiv" im obigen Bild ist gerade die Dur-Tonleiter, die durch Auswahl der Töne
0 (Grundton), 2, 4, 5, 7, 9, 11, 12 aus der dargestellten zunehmenden Tonleiter entsteht.
Und die weiter oben beschriebene Tonleiter mit Siebenteilung (ungleich) entsteht aus der Tonleiter
mit 12 gleichen Abständen durch Auswahl der Töne 0 (Grundton), 3, 4, 6, 8, 9, 12
(Dabei ermöglichen die Töne 0, 3, 6, 9, 12 die Viertelung, die Töne 0, 4, 8, 12 die Drittelung, s.o.)
Ein konkretes Beispiel: Man will in dem Frequenzbereich von 240 bis 480 Hertz 12 Töne haben,
um Melodien zu komponieren. (Für Volkslieder reichen dieser Bereich und diese Tonzahl aus).
Man kann sich nun eine Tonleiter mit gleichen Frequenzabständen (jeweils 20 Hz) schaffen und hat dann
die Töne 240, 260, 280, . . . 440, 460, 480 Hz.
Man kann sich aber auch eine Tonleiter mit gleichmäßig zunehmenden Frequenzabständen schaffen.
Dafür braucht man einen Faktor X, für den gilt:
Ton 1 = Ton 0 * X (also Grundfrequenz * X)
Ton 2 = Ton 1 * X (also Grundfrequenz * X * X, in math. Schreibweise: Grundfrequenz * X2)
Ton 3 = Ton 2 * X (also Grundfrequenz * X * X * X in math. Schreibweise: Grundfrequenz * X3)
. . .
Ton 12 = Ton 11 * X (also Grundfrequenz * X12)
Weil Ton 12 die 2-fache Frequenz wie Ton 0 haben soll (480 / 240 Hz), ist der gesuchte Faktor X die 12te Wurzel aus 2,
also etwa 1,06
. . Vergleich der 2 Prinzipien
Welches der beiden Prinzipien zur Unterteilung einer Tonleiter ist leistungsfähiger?
Also bei welchem Prinzip lassen sich mehr harmonische Tonpaare bilden?
Gibt es noch weitere Gesichtspunkte?
Wir untersuchen zunächst die Tonleiter mit gleichen Abständen.
Hier sind bei 12 Abschnitten
die harmonischen Tonpaare möglich,
die schon in der vorigen Tabelle aufgelistet sind (rechte Spalte)
Wir untersuchen jetzt die proportionale Tonleiter mit 12 Abschnitten.
Zunächst listen wir deren Töne 1 bis 12 auf mit ihrer (gerundeten) Proportion zum Anfangston 0 ( = Grundfrequenz)
und deren angenäherter Darstellung als Bruch:
Ton: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Prop: 1,06 1,12 1.19 1.26 1,33 1,41 1,50 1,59 1,68 1,78 1,89 2 Prop~: 16:15 9:8 6:5 5:4 4:3 7:5 3:2 8:5 5:3 9:5 19:10 2:1 4:7
Man erkennt bei der proportionalen Tonleiter:
- Keine harmonische Proportion außer 2:1 ist exakt realisierbar
- Die weiteren harmonischen Proportionen sind annähernd realisierbar
Auch bei der proportionalen Tonleiter sind 12 Abschnitte optimal (wie auch bei der mit gleichen Abschnitten, s.o.).
Denn hier lassen sich die wichtigsten harmonischen Proportionen am exaktesten realisieren.
Bei allen anderen proportionalen Tonleitern mit 4 bis 18 Abschnitten sind die Werte weniger exakt, bei 24 Abschnitten gleich.
Weiter gilt für proportionale Tonleitern:
Jede Proportion Ton x : Ton y (x ≤ y) ist kürzbar zur Proportion Ton 0 : Ton y-x
Denn es gilt ja: Ton i = (Ton 0) * Xi, mit X = 12te Wurzel von 2 (s.o.)
Die Proportion bleibt also erhalten, wenn jeder der 2 Töne um denselben Faktor xn vergrößert oder verkleinert wird.
Aus der Kürzbarkeit folgen mehrere Dinge:
- Jede überhaupt darstellbare Proportion ist auch von Ton 0 aus realisierbar (Ton 0 : Ton i)
- Nur die oben erwähnten Proportionen sind darstellbar!
- Jede Proportion ist beliebig verschiebbar, bis einer der 2 Töne die Tonleiter verlässt
Z.B. gilt Ton 0 : Ton 1 = Ton 1 : Ton 2 = Ton 2 : Ton 3, .. , Ton 11 : Ton 12
und Ton 0 : Ton 2 = Ton 1 : Ton 3 = Ton 2 : Ton 4, , .. , Ton 10 : Ton 12, etc.
- Die meisten Proportionen sind vielfach realisierbar. Beispiel:
Die Proportion 5:6 ist 10 mal realisierbar als Ton 0 : Ton 3, Ton 1 : Ton 4, ... , Ton 9 : Ton 12
nach der Formel: "Anzahl Möglichkeiten für die Proportion Ton 0 : Ton i" = 13 - i
Wenn an die Tonleiter F-2F eine weitere Tonleiter 2F-4F mit 12 Abschnitten und demselben Faktor x angehängt wird,
ändert sich an der Verschiebbarkeit nichts: Proportionen können nun auch Leiter-überlappend
realisiert werden, z.B. Ton 0 : Ton 4 = Ton 10 : Ton 14
Und die Anzahl der Realisierungsmöglichkeiten einer Proportion steigt um 12.
Z.B. kann die Proportion 1:2 jetzt 13 mal dargestellt werden als Ton 0 : Ton 12,
Ton 1 : Ton 13, ... , Ton 13 : Ton 24
Es sind dann auch 12 weitere Proportionen darstellbar, die alle mehr als eine Frequenzverdopplung umfasssen,
nämlich Ton 0 = : Ton 13, Ton 0 : Ton 14, ... , Ton 0 : Ton 24
Bewertung:
Wir zeigen zunächst in einer Tabelle, welche harmonischen Proportionen sich wie oft bei einer Tonleiter
mit 12 gleichen bzw. 12 zunehmenden Abschnitten darstellen lassen. Die Werte bei gleichen Abschnitten
ergeben sich aus der Tabelle weiter oben (rechte Spalte), die Werte bei ungleichen Abschnitten
aus der im vorletzten Abschnitt erwähnten Formel:
Proportion | mögliche Anzahl bei 12 gleichen Abschnitten | mögliche Anzahl bei 12 proportionalen Abschnitten |
1 : 2 | 1 | 1 |
2 : 3 | 3 | 6 |
3 : 4 | 3 | 8 |
3 : 5 | 1 | 4 |
4 : 5 | 2 | 9 |
5 : 6 | 2 | 10 |
5 : 8 | 1 | 5 |
Traditionelle irreführende Bezeichnungen
Wie oben erwähnt, haben die heutigen westlichen Tonleitern immer
12 völlig gleichberechtigte Töne (plus Grundton).
Das ist den meisten Leuten unbekannt. Dafür gibt es viele Gründe:
- Die Anzahl Töne wird verschleiert dadurch, daß von der grundlegenden systematischen, proportionalen Tonleiter
mit 12 Tönen die Dur- und die Moll-Tonleitern jeweils nur 8 (teilweise verschiedene) Töne nutzen,
wobei aber die anderen Töne gelegentlich als "Halbtöne" eingeflickt werden
- Die Nomenklatur, d.h. die Benennung der Töne, "Halbtöne", Intervalle, Tonleitern etc. ist geradezu chaotisch:
- - Die Töne sind unsystematisch benannt (nicht etwa in ABC-Folge). Genauso die "Halbtöne", wobei schon diese Bezeichnung
irreführend ist. Zudem gibt es für die "Halbtöne" 2 Bezeichnungen, z.B. fis = ges.
Auch die Klaviertastatur mit weißen und schwarzen Tasten verfestigt die Vorstellung von Tönen und "Halbtönen"
- - Die Intervalle sind unglücklich benannt, z.B. Frequenzverdopplung = "Oktave", weil bei
Tonleitern mit 8 ausgewählten Tönen der achte Ton doppelt so hoch ist wie der Grundton.
Bei Tonleitern mit 5 Tönen z.B. passt dieses Wort überhaupt nicht.
Man hätte besser den Begriff "doppelt" verwendet. Die anderen Intervallbezeichnungen sind noch unglücklicher:
Sekunde, Terz, Quarte, Quinte sind je nach Tonleiter eine andere Proportion
- - Den Begriff "gleichstufige Tonleiter" würde ein Laie wohl als "Tonleiter mit gleichen
Frequenzabständen" interpretieren, weil eine Treppe gleich hohe Stufen hat.
Tatsächlich aber bedeutet er in der üblichen Musik-Terminologie
"Tonleiter mit gleichmäßig zunehmenden Frequenzabständen", also eine proportionale Tonleiter
Die Gründe für diese chaotische Nomenklatur sind z.T. traditionell bedingt, z.T. ergonomisch
(weniger Notenlinien für 8 Töne benötigt, notfalls ein Zusatzzeichen für einen "Halbton"),
zum Teil vielleicht auch kryptografisch - viele Gelehrten-Kasten in der Geschichte
versuchten sich etwas abzuschotten
Anhang: Was sind harmonische Tonpaare
Das Ziel der Musik ist meist, schöne, harmonisch klingende Melodien zu schaffen.
Der Wohlklang einer Melodie besteht teilweise in der Harmonie gleichzeitiger
oder direkt aufeinanderfolgender Töne.
Diese Harmonie läßt sich physikalisch beschreiben: Am harmonischsten empfindet man Tonpaare
mit dem Frequenzverhältnis 1:2, dann Tonpaare mit den Frequenzverhältnissen
2:3, 3:4, 3:5, 4:5, 5:6 usw., mit jeweils abnehmender Harmonie.
Der Grund dafür ist einfach: je niedriger das Frequenzverhältnis (in ganzen Zahlen ausgedrückt) von 2 Tönen ist,
also je geringer das kleinste gemeinsame Vielfache kgV ist, desto früher sind beide Frequenzen wieder im Gleichtakt:
- bei 1:2 nach 1 Schwingung der niedrigeren Frequenz (nach 2 Schwingungen der höheren)
- bei 2:3 nach 2 Schwingungen der niedrigeren Frequenz (nach 3 Schwingungen der höheren)
- bei 3:4 nach 3 Schwingungen der niedrigeren Frequenz (nach 4 Schwingungen der höheren)
In folgender Tabelle ist das Frequenzverhältnis von 2 Tönen umso harmonischer, je weiter oben in der Tabelle es steht.
Die Tonpaare unterhalb der Leerzeile gelten bereits als disharmonisch - werden aber trotzdem in Melodien benutzt,
um Spannungen zu erzeugen
Frequenz- verhältnis | kgV | oberer Ton höher um den Bruchteil: | unterer Ton niedriger um den Bruchteil: |
1 : 2 | 2 | 1/1 | 1/2 |
2 : 3 | 6 | 1/2 | 1/3 |
3 : 4 | 12 | 1/3 | 1/4 |
3 : 5 | 15 | 2/3 | 2/5 |
4 : 5 | 20 | 1/4 | 1/5 |
5 : 6 | 30 | 1/5 | 1/6 |
5 : 8 | 40 | 3/5 | 3/8 |
... | ... | ... | |
5 : 9 | 45 | 4/5 | 4/9 |
8 : 9 | 72 | 1/8 | 1/9 |
8 : 15 | 120 | 7/8 | 7/15 |
Autor: Leonhard Heinzmann Homepage Stand: 16. 1. 2017