Friedliche Landwirtschaft - ein ethisches Muss
Friedliche Landwirtschaft durch Dauerkulturen
Das Problem: Ackerbau schafft Leid und Unrecht
Nicht nur die moderne Viehzucht schafft unendliches Leid durch das Töten von Tieren,
lebenslange Gefangenschaft, ohne je die Sonne zu sehen (KZ-Hühner), etc.
Auch Ackerbau ist regelmäßige Zerstörung von pflanzlichem und tierischem Leben
durch Pflug und Gift: Bei jedem Umpflügen werden zahllose Lebewesen vernichtet:
Auf 1 Quadratmeter Boden leben ca. 13 Regenwürmer. Auch für zahllose Kleinlebewesen
(Käfer, Spinnen, Asseln, sehr viele Ameisen, etc.) bedeutet der Pflug den Tod.
Und auch für grössere Tiere, die sich in Bauen aufhalten (Mäuse, Erdkröten,
auch Eidechsen) sowie für Tiere, die bei Gefahr geduckt verharren (Igel, junge Hasen).
Das Ausbringen von Gift (Herbizide, Kunstdünger, Jauche) hat für viele Tiere
denselben Effekt. Auch die Produktion von solchen Chemikalien, Traktoren und Ställen
schädigt bereits die Natur.
Auch die Vernichtung zahlloser Pflanzen durch den Pflug kann nicht einfach so
hingenommen werden, auch nicht ständiges Schneiden und Sägen an Obstbäumen.
Selbst wenn Pflanzen gefühllos wären, wäre es eine hässliche Sache.
Doch instinktiv empfindet man Pflanzen nicht als tote Dinge. Auch zeigen neue
Experimente, daß Pflanzen Empfindungen haben.
Das ist auch der Standpunkt vieler Religionen:
erdweit von vielen Naturreligionen, und auch des Buddhismus. Auch die
Formulierung im christlichen Vaterunser "unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld" ist wohl nicht rein zufällig, sondern als
versteckter Hinweis auf das Unrecht zu werten, das mit unserer Ernährung verbunden ist.
Auch ein Schüler des katholischen Heiligen Pater Pio erzählte diesem, daß er während
einer Geistreise bemerkt habe, daß Pflanzen empfindende Wesen seien, was ihm Pater Pio bestätigte [1].
Der Schüler hatte während seiner Geistreise (einem Nahtoderlebnis während einer schweren Krankheit)
mit Tieren und Pflanzen geredet. Auf dem Heimweg vom Krankenhaus grüßte er aus dem Bus
die vorbeiziehenden Bäume, aber nur heimlich, um nicht als verrückt zu gelten.
Auch Dante berichtet in seiner "Göttlichen Komödie" von empfindenden Pflanzen.
Auch der griechische Philosoph Platon (5.Jh.v.Chr.) schreibt im Buch Timaios,
Abschnitt 77, Pflanzen nähmen "an der dritten Art der Seele teil, ... welcher keine
Meinung, Erwägung und Vernunft zusteht, wohl aber mit Begierden verbundene
schmerzhafte und angenehme Empfindungen."
Pflanzen sind eigentlich spiritueller als Menschen: Sie erhalten ihre Lebensenergie
durch Licht.
Fazit:
Auch rein vegetarische Ernährung ist fast immer mit Tod und Leid vieler Tiere und
Pflanzen erkauft. (Es muss aber klar gesagt werden: bei Viehzucht gilt das noch
viel mehr - Tiere werden meist mit ackerbaulich produzierter Nahrung gefüttert.
Für die "Produktion" von 1 kg Fleisch werden ca. 4 kg pflanzliche Nahrung benötigt.)
Die Lösung - abstrakt formuliert:
"Man muß seine Nahrung so gewinnen, daß anderen Lebewesen möglichst wenig
Leid zugefügt wird. Erzeugte Nahrung darf nicht verschwendet werden."
Die Lösung - konkret + historisch: "Paradiesgarten"
Rund um die Welt gibt es Mythen, daß der Mensch früher in Eintracht mit der Natur ein
besseres Leben geführt habe. Zum Beispiel den biblischen Paradiesbericht, wohl aus
dem Zweistromland übernommen, oder die griechischen und römischen Mythen
über das Goldene Zeitalter. Letzteres wurde z.B. vom römischen Dichter Ovid
detailliert beschrieben: Das Klima war milder, man sammelte Wildfrüchte, lebte frei
ohne Krieg, Verbrechen und Obrigkeit. Die Edda sieht sogar ein ähnliches Zeitalter
wieder voraus, macht die Weissagung: "Unbesät werden Äcker tragen, Böses wird
besser."
Die Lösung - konkret + modern: pflanzliche Dauerkulturen
Wegen der Schonung anderen Lebens standen die mythischen und historischen
Sammlerkulturen (letztere zumindest, was ihren "pflanzlichen Anteil" betrifft) ethisch
weit höher als die heutige Landwirtschaft. Sammelwirtschaft ermöglicht jedoch nur eine
geringe Bevölkerungsdichte und könnte die heutige Anzahl Menschen nicht ernähren.
Eine praktikable Möglichkeit sind Dauerkulturen.
Das wichtigste in einer Dauerkultur (wie auch beim Ackerbau) sind robuste Massenträger.
An erster Stelle sind hier Fruchtbäume und -Büsche zu nennen. In der gemäßigten Klimazone
sind besonders die im Streuobstanbau bewährten robusten Massenträger wichtig:
Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Kirschen, Nüsse, Esskastanien. Es gibt viele weitere Sorten.
Unbegreiflich ist, daß manche seit Jahrhunderten bekannte kältefeste Obstsorten wie
Pawpaw (USA), Persimone (USA) oder Kaki (koreanische Typen) bei uns kaum bekannt
und angepflanzt sind, obwohl sie die Obstpalette sehr bereichern.
Erwähnenswert sind auch wildwachsende Obstbäume, auch unbekannte wie Elsbeere und Mehlbeere, einheimische,
heute sehr seltene Waldbäume mit üppiger weißer Blüte und kleinen Früchten, die
früher gesammelt wurden. Auch die Exoten Maulbeere und Feige wachsen z.B. im
Rheintal problemlos und geben guten Ertrag. Auch ausländische Wildfrüchte - durchaus
wohlschmeckend - könnten bei uns heimisch werden, z.B. die Persimone oder die
Rote Maulbeere, beide aus USA. Das ganze Jahr über kann man bei uns heimisches
Obst essen: bis Weihnachten direkt vom Baum manche Zieräpfel, Kiwis, Mispeln,
Lavalles Weißdorn, Hagebutten (diese bis ins Frühjahr). Bis in den Sommer hinein ohne
künstliche Mittel haltbar sind manche alte Apfelsorten, manche Lagerbirnen bis Februar.
Wenn man die menschliche Nahrung in 5 große Gruppen unterteilt - Stärke, Eiweiß, Fett, Vitamine und Mineralien - ,
so können Bäume alles liefern.
Als Eiweiß- und Fettlieferanten kommen bei uns zahlreiche Nußarten in Betracht:
Die Walnuß und Haselnuß kennt jeder. An kalten Standorten wie z.B. den Karpaten
wurden über Jahrhunderte relativ kältefeste Sorten selektiert. Die klimaharte Baumhasel aus der Türkei
- die kleinen Nüsse werden für die Schokoladenindustrie gesammelt - wächst problemlos
bei uns; in den USA wird sie gezüchtet. Manche Verwandte der Walnuß - einem Baum
für relativ trocken-warmes Klima - sind an unser feuchtes Klima besser angepaßt,
z.B. die Schwarznuß (gelegentlich im Wald zu sehen) oder manche Hickory- und Pekannuß-Arten aus
USA und Kanada. Die Zirbelkiefer - in den Alpen bis zur Baumgrenze wachsend - deren Früchte
gesammelt werden, wird heute auch in Skandinavien geforstet und wächst auch im
Tiefland. Es gibt weitere nußliefernde Nadelbäume, die auch bei uns gedeihen könnten,
z.B. die Pinon-Kiefer aus den USA.
Früher soll es in der Pfalz ganze Mandelwälder gegeben haben - wohl ans Klima angepaßte Lokalsorten.
Wenn man Nüsse preßt, erhält man hochwertiges Speise- und Kosmetiköl;
der Rückstand enthält weniger Fett und mehr Eiweiß als die ursprüngliche Nuß.
Es gibt leider relativ wenige Baumarten, die stärkehaltige Nahrungsmittel (meist die
menschliche Hauptnahrung) liefern. In Deutschland wäre zunächst die Eßkastanie zu
nennen. Sie ist seit über 2200 Jahren eingebürgert, wächst auch wild (z.B. in der Pfalz und
im Schwarzwald) und liefert genauso gute, wenn auch etwas kleinere Früchte als die
Zuchtsorten, weshalb sie gern gesammelt werden. Es ist unverständlich, daß dieser
schöne Waldbaum mit dekorativem Laub und auffälliger Blüte (ca. 15 cm lange weiße
Kätzchen im Mai / Juni) nicht überall verbreitet ist. Weltweit gibt es weitere
Kastanienarten, die z.T. auch bei uns eingebürgert werden könnten, z.B. die chinesische
Strauchkastanie und den nordamerikanischen Chinquapin-Strauch mit roh eßbaren Kastanien.
Auch der bei uns problemlos wachsende japanische Gingko-Baum und die Araukarie
liefern stärkehaltige Samen.
Aus manchen Bäumen läßt sich im Vorfrühling - also gerade dann, wenn Frischkost
knapp und wenig zu tun ist - durch Anritzen vitamin- und zuckerhaltiger Saft gewinnen
(durchaus einige Liter pro Baum), der auch eingedickt und kristallisiert werden kann:
Z.B. aus Birken und Ahornarten (Zucker-, Silber-, Rotahorn). Mehr für die Zahnpflege
wichtig ist auf diese Art gewonnener, antiseptischer Kaugummi z.B. aus dem
Amberbaum (wegen der tollen Herbstfärbung gelegentlich in Parks zu sehen).
Offensichtlich spielen Bäume und Büsche in einer Dauerkultur eine wichtige Rolle. Aber
auch andere Pflanzentypen: Topinambur (Knollen-Sonnenblume) liefert eßbare Knollen,
die von November bis März direkt geerntet werden können (wenn die Stengel
abgestorben sind). Da immer einige Knollen übersehen werden, treibt das ganze Feld
nächstes Jahr wieder aus und unterdrückt jeden anderen Pflanzenwuchs. Auch Körner
liefernde, ausdauernde Sonnenblumenarten sind bekannt und bei uns lebensfähig.
Auch der Japan-Ziest, eine wenig bekannte Knollenpflanze, wird als Dauerkultur gehalten
und über Winter immer frisch geerntet. Es gibt weitere ziemlich unbekannte ausdauernde
Knollenpflanzen, z.T. in anderen Ländern wildwachsend, die bei uns eingebürgert
werden könnten.
Auch Getreide gibt es als Dauerkultur: in manchen steppenähnlichen Gebieten der
Türkei soll ein Mann mit einer Sichel in wenigen Wochen den Weizen-Bedarf für eine
ganze Familie ernten können - von wilden, sich stets neu ausssäenden Pflanzen.
Um die nordamerikanischen Großen Seen wächst in Flachwasser wilder Reis, der noch
heute von Indianern vom Boot aus gesammelt wird und ähnlich leichten und großen Ertrag
bringt. Manche Hirsearten sind echte Dauerpflanzen, ähnlich wie Schilf oder Bambus.
Ob welche davon bei uns wachsen oder zur Züchtung verwendet werden können, ist
mir im Augenblick nicht bekannt. Das gilt auch für subtropische, ausdauernde
Bohnensträucher.
Auch Gemüse kann in Dauerkulturen geerntet werden: sei es von ausdauernden
Pflanzen wie Spargel, Bambus (manche Arten sind winterfest bis -26 Grad),
Brennnessel (schon Feinschmecker Goethe lobte den Brennesselspinat), Löwenzahn,
Kermesbeere, Meerettich, Süßlupine (eiweißhaltige Samen),
sei es von Arten, die sich kontinuierlich weitervermehren.
Hier sei auf die entsprechende Literatur, auch über Wildgemüse, verwiesen. Es gibt
auch eßbare Blüten, z.B. von Rosen oder Kapuzinerkresse. Leicht zu züchten sind
Pilze. Läßt man in Gehölzen Altholz am Boden liegen, breiten sich auch eßbare
Arten schnell aus. Pilze enthalten wenige Kalorien, aber im Vergleich dazu sehr viel
Eiweiß und B-Vitamine, so daß sie entsprechende Diätfehler ausgleichen können.
Pilze können u.A. durch Trocknen oder Salzen konserviert werden.
Dauerkulturen liefern auch viele natürliche Medikamente. Sie stehen immer bereit
(zumindest im Sommer, einige auch im Winter) und ermöglichen auch bei desolaten
wirtschaftlichen Zuständen (z.B. heutiges Jugoslawien, Sowjetunion) eine
Selbstversorgung.
Dauerkulturen können auch viele Materialien liefern, z.B. Fasern, Bau- und Werkstoffe,
Gefäße, Farben, farbige und klare Lacke, etc.
Generell sind in einer Dauerkultur die Pflanzen die Hauptstützen, die wenig Arbeit
machen und regelmäßigen, mengen- und qualitätsmäßig guten Ertrag liefern. Das sind
meist, aber nicht immer Bäume und Büsche. Ertragreich und arbeitssparend sind vor
allem robuste Massenträger wie große Obst- und Nußbäume. Die Rolle des Menschen
wandelt sich vom körperlichen Schwerarbeiter beim Ackerbau zum Manager und
Sammler in einer Dauerkultur, der sowenig wie möglich in den Pflanzenwuchs eingreift:
Ziel ist das nahrungsliefernde schöne Biotop, das sich selbst erhält
Auch aus ethischen Gründen sollte man, wenn man Pflanzen als empfindende Wesen
betrachtet, auf unnötiges Schneiden und Sägen verzichten - es ist auch viel schöner so.
Deshalb scheint der Verzehr von Früchten moralisch unbedenklicher als z.B. von Salat,
weil dafür keine Pflanze verstümmelt oder getötet wurde. (In Kalifornien gibt es
Frutarians, Leute, die nur von Früchten leben und dabei anerkannt gesund sind.
Auch in einem Yogabuch fand ich ein altindisches Zitat über diese Ernährungsweise.
In Buddhas Reden werden gelegentlich Einsiedler erwähnt, die im Wald leben und sich nur
von abgefallenen Früchten ernähren [2].
Dante berichtet in seiner "Göttlichen Komödie", daß er während seiner Geistreise
eine Pflanze klagen hörte, als er ihr einen Zweig abriß).
Auf ständiges Schneiden und Sägen an Obstbäumen kann man verzichten, wenn man
Pflanzen selektiert, die von Natur aus keinen Schnitt benötigen. Auch samenecht vermehrbare
Pflanzen (z.B. manche Esskastanien-, Nuss-, Zwetschgen oder Pfirsicharten) ermöglichen einen
gewaltfreieren Pflanzenbau, da kein Veredelung nötig ist, bei der anschließend die bisherigen
Zweige entfernt werden. Prinzipiell halte ich das Aufpfropfen fremder Zweige auf eine Pflanze
für etwas Unschönes, das man vermeiden sollte durch Zucht samenechter Sorten.
Solange man es nicht vermeiden kann, ist es schöner, der Pflanze einige ihrer
ursprünglichen Zweige zu lassen. Man kann dann z.B. Wildkirschen und Zuchtkirschen
vom selben Baum ernten. Auch bei anderen Obstsorten wie z.B. Äpfeln lohnt es sich,
beim Veredeln versuchsweise einige "alte" Äste zu belassen - die "wilden" Äpfel
sind oft groß, farbig und schmecken gut.
Wie kann der Mensch den Pflanzen danken für die erhaltenen Wohltaten?
Zumindest sollte er ihnen doch einen unverstümmelten Wuchs, Gesundheit durch
Resistenzzüchtung oder biologische Schädlingsbekämpfung statt durch Chemie
und ein nicht allzu kurzes Leben ermöglichen. Pflanzen sind Lebewesen, keine Sache.
Wir haben die Möglichkeit von pflanzlichen Dauerkulturen unter mitteleuropäischen, also nicht allzu
günstigen, Klimaverhältnissen, beleuchtet. In fast jeder Klimazone außer Arktis, Subarktis oder Wüste
sind Dauerkulturen möglich. Generell gilt: Je freundlicher das Klima, desto
mehr Pflanzenarten gibt es, desto leichter ist auch die Ernährung durch Dauerkulturen;
und desto leichter ein friedliches Leben in und mit der Natur.
Auch kann der Mensch Pflanzen züchten (auch ohne die unausgereifte, riskante Gentechnik,
eine programmierte Zeitbombe) so daß sie als Dauerkultur Nahrung liefern:
z.B. Getreide, das wie Gras ausdauernd ist. Oder eine Roßkastanie, blühend ein
einzigartiges Schmuckstück, die bitterfreie, für die menschliche Ernährung taugende
Früchte trägt (momentan werden sie nur vom Wild gefressen); so wurden viele Obstarten
gezüchtet, und auch aus der Bitterlupine wurde die Süßlupine.
Vorteile pflanzlicher Dauerkulturen:
Dauerkulturen sind ethisch überlegen, weil sie Pflanzen und Tiere schonen.
Pflanzliche Dauerkulturen benötigen keine Investitionen wie Pflug, Vieh, Stall.
Nötig sind nur Land und Samen oder Setzlinge (bei Bäumen und Büschen auch Zeit;
aber solange Bäume klein sind, kann der Raum um sie als Gartenland genutzt werden).
Das ermöglicht eine leichtere Existenzgründung für Paare, Flüchtlinge etc., besonders
wenn sie von Nachbarn mit Baumsetzlingen unterstützt werden, die nach 1 Jahr schon
Früchte tragen können.
Dauerkulturen erfordern weniger und leichtere Arbeit: es gibt nur einen kritischen
Zeitpunkt, den man nicht verpassen darf: die Ernte. Beim Pflug- und Gartenbau dagegen
darf auch die Aussaat nicht ausfallen. Das bedeutet neben hohem Arbeitsaufwand
(Pflügen / Umgraben etc.) auch ein erhöhtes Ertragsisiko: wenn der Bauer krank ist;
wenn er anderweitig tätig sein muss (Hausbau nach Katastrophen - Erdbeben, Flut,
Tornado; Sorge für Angehörige; Kriegsdienst) und besonders in kriegerischen Zeiten.
Oft wird aus dem 30-jährigen Krieg berichtet, dass die Landbevölkerung vor einem
anrückenden Heer in die Städte floh. Wenn das gerade im Frühjahr war, bebaute
niemand die Felder, und im Winter verhungerten dann viele. War der Bauer tot,
waren Frau und Kinder hilflos - sie konnten das Land nicht bebauen.
Aber Dauerkulturen hätten sie beernten können.
Besonders wenig Arbeit und Kenntnisse erfordern Dauerkulturen mit solchen Büschen und Bäumen,
die durch Steckholz oder samenecht vermehrbar sind, und die wenig oder keinen Schnitt benötigen.
Wegen der geringen Investitionen und der leichteren Arbeit verändern Dauerkulturen
das Sozialgefüge in Richtung auf mehr Gleichheit, d.h. geringeren Unterschied
zwischen Besitzenden und Besitzlosen. Auch innerhalb der Familie wird die Kluft
geringer: Schon Kinder können beim Sammeln der Ernte vollwertige Arbeit leisten.
Weil in einer bestehenden Dauerkultur andere Arbeit als Sammeln kaum anfällt, ist die
Familie beim Tod des Bauern (in einer Pflugkultur die dominierende Figur, die wegen
der Schwerarbeit auch viel mehr Kalorien braucht als ein Sammler) nicht mehr hilflos -
das Problem der Witwen und Waisen, früher häufig und eine Hauptsorge der Gesellschaft,
entfällt fast ganz. Generell steht die durch Dauerkulturen ersparte Zeit und
Arbeitskraft für andere Tätigkeiten zur Verfügung, z.B. Verschönerung des Hauses,
geistige Beschäftigung oder soziale Beziehungen, was alles die Lebensqualität und das
Niveau erhöht. Umgekehrt ist es für Leute, die irgendeinen Beruf ausüben, mit
Dauerkulturen leichter, nebenbei Nahrung zu erzeugen und so unabhängiger zu
sein und gleichzeitig eine Art eigenes Revier zu haben.
Dauerkulturen bringen mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung,
d.h. echte Demokratie.
Dauerkulturen verändern auch die Psyche positiv: Statt einer stereotypen Arbeit wie
Pflügen oder Hacken ist mehr Beobachtung und Hege nötig. In der Didaktik
entspricht ersterem stures Pauken, letzterem Lernen durch Beobachten und Eingreifen.
Das Anlegen eines Nutz-Biotops mit vielen Pflanzenarten fördert auch die Kreativität.
Allgemein wirkt solche Arbeit ausgleichend auf die Psyche.
Dauerkulturen verändern Landschaft und Klima: Statt großer kahler Felder hat man
eine abwechslungsreiche Landschaft mit Gehölzgruppen, Obsthainen, Streuobstbau,
Nuß- und Kastanienwäldchen. Im Sommerhalbjahr blüht und fruchtet es dort laufend.
Viele Tiere können dort leben. Hier zu leben bedeutet für Menschen höhere
Lebensqualität, sowohl wegen der Optik als auch wegen der Harmonie mit der Umwelt
(statt Unterpflügen).
Auch die Wohnstätte des Menschen wird schöner: Statt eines oft matschigen,
schmutzigen Hofes mit Ställen, Misthaufen und überall herumstehenden Geräten sind
bei vegetarischen Dauerkulturen nur ein Wohnhaus und ein kleiner Speicher nötig
- umgeben von Garten und Obstwiese.
Es ist bekannt, daß über Wäldern Regen ausgeglichener fällt, und die
Temperaturschwankungen geringer sind. Bei Dauerkulturen mit Gehölzen
ist also das Klima ausgeglichener
Dauerkulturen vermeiden Bodenerosion durch Regen oder Staubstürme.
Dauerkulturen eignen sich besser für den kleinräumigen Anbau und Selbstversorgung.
Deshalb verringern sie die Umweltzerstörung. Denn sie kommen,
richtig angefangen, ohne Kunstdünger, Unkraut- und Insektenvernichtungsmittel aus.
Wenn vor Ort produziert wird, sind weniger Straßen, Fahrzeuge, Konservenfabriken etc. nötig.
Man benötigt weder Ackerbaumaschinen noch die Fabriken dafür. Da sich auch Materialien wie z.B. Arzneien,
Lacke und Baumaterial aus Pflanzen gewinnen lassen, benötigt man
auch hierfür keine Fabriken.
Fast nur in Selbstversorgerkulturen beim eigenen Haus wird völlig ausgereiftes Obst geerntet!
Dieses schmeckt besser und ist gesünder.
Kurz: Die Landschaft wird natürlicher, schöner, harmonischer und
abwechslungsreicher. Die Nahrungsbeschaffung wird schöner, leichter,
sauberer, natürlicher. Das Sozialgefüge wird ausgewogener und freier.
Das allgemeine Verhalten wird rücksichtsvoller - keine ständige Zerstörung mehr.
Das alles schafft eine geistig-seelische Atmosphäre, in der nicht nur
der Mensch freier und besser leben kann, sondern auch Tiere und Pflanzen
sich wohler fühlen.
Auch hier wird sich der Grundsatz beweisen:
" Was der Mensch anderen antut, das tut er sich an, oder es wird ihm angetan"
* * * Ziergärten: Auch bei Ziergärten ist es sinnvoll (weil moralischer und arbeitssparender),
nach friedlichen Dauerkulturen zu suchen, die ohne Hacken und Sägen,
d.h. ohne Zerstören oder Verstümmeln von Pflanzen auskommen.
Hier sind nicht nur Bäume und Büsche in Betracht zu ziehen, sondern auch Blumen,
die saisonal erscheinen, z.B. Frühjahrsblüher unter Laubgehölzen und Wiesenblumen.
Beide könnten auch in einem Obstgarten Platz finden.
* * * Rasenmähen: ist manchmal unumgäglich, wenn man ein Grundstück
nicht ganz verwildern lassen will. Durch Mähen mit Maschinen werden Insekten im Gras
und andere Kleintiere vernichtet. Das könnte man weitgehend Vermeiden durch
Mähen von Hand, oder anders konstruierte Maschinen (die auch leiser sein sollten),
oder Beweidung. Letzteres erzeugt statt Motorenlärm eine Ausstrahlung von
psychischer Behaglichkeit der Weidetiere, allerdings auch Verschmutzung durch Tierkot.
Wahrscheinlichkeit der Realisierung:
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß man sich bemühen wird, friedliche
Landwirtschaft zu betreiben, bzw. daß pflanzliche Dauerkulturen in unserer Landwirtschaft
zunehmen? Wie bei vielen Dingen kann man sofort anfangen, wird aber erst nach einer
Entwicklungszeit zu einem bedeutenden Ergebnis kommen. Wichtiger jedoch ist der
Wille, überhaupt zu handeln. In einer rücksichtslosen Zeit (gab es je andere?),
wo führende Schichten oft nicht einmal wahrhaben wollen, daß man mit der
Umweltzerstörung sich selbst schadet, und Zehntausende von Akademikern grausame
Tier- und Embryo-Versuche unternehmen, die sie auf das Niveau von KZ-Ärzten bringen,
ist Rücksicht aus moralischen Gründen kaum zu erwarten.
Fazit: Auch hier ist eher etwas von einer "Entwicklung vom Kleinen her"
zu erwarten, d .h. jeder Einzelne müßte tätig werden. Durch entsprechende
Gewinnung seiner Nahrung, wenn er die Möglichkeit hat, und durch die Forderung,
eine friedliche Landwirtschaft zu realisieren.
Es gibt aber auch einen wirtschaftlichen Zwang zur friedlichen Landwirtschaft:
Die industrielle Entwicklung geht an vielen Menschen vorbei, andere
werden durch die Schwankungen der Weltwirtschaft wieder in den
Abgrund der Armut zurückgestoßen.
Deshalb ist Selbstversorgung für viele Menschen auf absehbare Zeit die
einzige Möglichkeit, wirtschaftlich ein Auskommen zu finden und - wenn richtig
angefangen - ein selbstbestimmtes schönes Leben zu führen. Hier hat die
friedliche Landwirtschaft bessere Zukunftsaussichten, wenn die Vorteile
von Dauerkulturen bekannt werden, denn sie ist nicht
nur die ethischste Form der Landwirtschaft, sondern auch (im Kleinbetrieb)
die arbeitssparendste und die eleganteste (keine schmutzige Tierhaltung,
kein Schlachten von Tieren etc.).
Man darf hierbei nicht den Fehler machen, eine hochtechnische, industrialisierte Wirtschaft mit einer primitiven
Selbstversorgungswirtschaft zu vergleichen: auch letztere kann viel höher entwickelt werden.
Auch hier ist die Initiative des Einzelnen wichtig.
Trotzdem wäre es sinnvoll, die friedliche Landwirtschaft auch im großen Rahmen
zu fördern: nötig wäre eine internationale Forschungseinrichtung
(vielleicht ein Zusammenschluss von Selbsthilfegruppen und Privatinitiativen) mit Stationen
in verschiedenen Klimazonen, die für alle möglichen Biotope die vegetarische
Selbstversorgung durch friedliche Landwirtschaft wissenschaftlich erforscht:
Welche Dauerpflanzen gibt es für diese Klimazone (Nahrung, Werkstoff, Medizin),
welche Handwerkstechniken kann eine Familie anwenden? Bei den international
agierenden Armeen ist Survival in allen Klimazonen bestens erforscht.
Selbstversorgung ist ziviles Langzeit-Survival, und seine Erforschung wäre
viel lohnender. Wie beim militärischen Survival kommt es nicht darauf an,
akademische Werke zu produzieren, sondern voll praxistaugliche Lösungen,
und diese können nur durch Versuche vor Ort ausreifen.
Es gibt bereits umfangreiche Literatur über Nutzpflanzen. Nötig wäre es,
vor allem die wichtigsten, stärke- und fetthaltige Grundnahrungsmittel
liefernden Pflanzen zu erforschen, ggf. züchterisch zu verbessern und
Samen zur Verfügung zu stellen. (Pflanzenzüchtung kann auch in die falsche
Richtung gehen: wenn Pflanzen nicht mehr einfach durch Samen oder Ableger
vermehrbar sind, wenn sie nicht mehr robust sind).
Das Ziel ist Folgendes: Man gibt die Klimadaten eines Ortes
in den Computer ein, und heraus kommt eine vollständige Anleitung,
welche Selbstversorgungswirtschaft hier am besten geeignet ist:
Pflanzen, Hausbau, Anfertigen von Geräten und Kleidung.
(Das geht auch ohne Computer, mit umfangreichen Karteien oder Nachschlagewerken.)
Die nützlichsten Pflanzen (z.B. Bananen, Brotfruchtbaum, Eßkastanien, manche Nußarten)
sollten überall angepflanzt werden, wo sie wachsen.
In wärmeren Gebieten gibt es aber sehr viele Obst-, Nuß- und andere Nutzplanzen.
Die unbedeutenderen sollten nur regional gepflanzt werden, in Regionen, die sich nicht berühren,
um einen gewissen Schutz gegen Schädlinge, Krankheiten und springende Gene zu haben.
Da Dauerkulturen eine gewisse Anlaufzeit benötigen, bis Bäume und Büsche gewachsen sind,
wäre es sinnvoll, für jedes Klimagebiet auch Startkulturen zu entwickeln:
robuste Massenträger, die bereits nach wenigen Monaten Nahrung liefern:
z.B. Mais (liefert Stärke, B-Vitamine), Bohnen (liefern Eiweiß), Sonnenblume und
Kürbis(kerne) (liefern Fett und Eiweiß), Topinambur, Knollenfrüchte. Andere Massenträger liefern
nach ca. 1 Jahr Nahrung: Banane, Papaya, Zuckerrohr.
Wie in diesem Artikel ausgeführt wurde, könnten Menschen durch
friedliche Landwirtschaft mit Dauerkulturen in den meisten Klimazonen
der Erde ein schönes, selbstbestimmtes Leben zu führen. Pflanzenzucht
kann das alles fördern, doch heute geht sie meist in die falsche Richtung,
hin zu Pflanzen, die Kunstdünger, Unkraut- und
Insektenvernichtungsmittel benötigen. Auch Gentechnik könnte
das alles fördern, doch ihre verantwortungslose Handhabung
(wegen mangelnder Kontrolle durch die Politik) bewirkt das Gegenteil:
springende Gene, durch Anbau genmanipulierter Pflanzen
freigesetzt, schleichen sich ins Erbgut anderer Pflanzen ein und
bedrohen letzten Endes die ganze heutige Pflanzenwelt und so
zumindest indirekt auch das Überleben der Tiere und Menschen.
Literatur: [1] Zeitschrift "Triumph des Herzens" Nr. 39 (Jahr 2000), Herausgeber: 'Familie Mariens der Miterlöserin', Druck: Schmid-Fehr AG, CH-9403 Goldach [2] Buddha Die Lehre des Erhabenen, Goldmanns gelbe Taschenbücher Band 622 / 23, 1966 - Tompkins / Bird: Das geheime Leben der Pflanzen. Fischer Taschenbuch, 1986 - Bill Mollison, David Holmgren: Permakultur [Dauerkultur]. 2. Auflage. Pala Verlag, Schaafheim, 1984 Titel der australische Originalausgabe: Permaculture One - Wolfgang Franke: Nutzpflanzenkunde. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1976 - Rehm / Espig: Die Kulturpflanzen der Tropen und Subtropen. Verlag Ulmer, Stuttgart, 1976 - Stoll / Gremminger: Besondere Obstarten. Ulmer Verlag, Stuttgart 1986 - Friedrich / Schuricht: Seltenes Kern-, Stein- und Beerenobst. Verlag Neumann-Neudamm, 1985 - Dr. med. Ernst Schneider: Nutze die Heilkraft unserer Nahrung. 12. Auflage. Saatkorn Verlag, Hamburg - Michael A. Weiner: Indianermedizin [+ wildwachsende Nutzpflanzen]. Heyne Verlag, München, 1988 - Heinz J. Stammel: Das Heilwissen der Indianer. Rowohlt Verlag, 1986 Es gibt zahlreiche Bücher über wildwachsende Nahrungs- und Heilpflanzen und giftfreien naturnahen Obstbau.Autor: Leonhard Heinzmann Homepage Stand: 8. 12. 2009