Getreide-Dauerkulturen:   wichtig für Umweltschutz und Klimaschutz

Übersicht

"Unbesät werden Äcker tragen", so heißt es schon in der Edda als Zukunfts-Prophezeihung der Seherin Völuspa.  Ernten ohne die mühselige Arbeit des Ackerns - das ist anscheinend ein alter und leicht verständlicher Menschheitstraum.  Und wir hätten heutzutage die Möglichkeit, ihn zu realisieren. Wichtiger als die Arbeitsersparnis wären heute der Nutzen für den Umwelt- und Klimaschutz.
Wir zeigen in diesem Artikel:

        -   Getreide-Dauerkulturen sind heutzutage in Reichweite
        -   Sie haben große Vorteile verschiedener Art
        -   Die Chemie- und Maschinenindustrie ist nicht daran interessiert



Die Entwicklung von Getreide-Dauerkulturen

Das wichtigste, was man dafür braucht, ist das entsprechende Saatgut.   Unsere heutigen Getreidesorten sind einjährig (außer manchen Hirse-Arten, wie Fingerhirse und Borstenhirse). Man muss also züchten oder genmanipulieren, um mehrjährige, sich bestockende Sorten zu erhalten. Das dürfte aber nicht schwer sein, denn außer manchen Hirsen haben auch verwandte Arten wie "normale" Gräser, Schilf und Bambus Gene für "Mehrjährigkeit". Die gezüchteten Pflanzen sollten außer einem mehrjährigen Wurzelstock auch einen (grünen oder trockenen) oberirdischen Teil haben, der den Winter überdauert. Das würde Unkraut unterdrücken.

Es ist eigentlich unglaublich, dass man einerseits das Gen für Glyphosat-Resistenz in Nutzpflanzen einbringt (alle Ackerpflanzen, die mit Glyphosat vor Konkurrenz geschützt werden, sind so genmanipuliert, sonst würden sie nicht überleben), andererseits aber nicht versucht, Gene für Mehrjährigkeit in diese Pflanzen einzubringen.   Letzteres wäre viel nützlicher und problemloser.



Vorteile von Getreide-Dauerkulturen

- Keine maschinelle Bodenbearbeitung nötig
- Keine Wuchshemmer (Glyphosat) gegen "Unkräuter" nötig


Man spart also Traktoren, Treibstoff, Chemikalien und Lagerhallen - ein riesiger wirtschaftlicher Vorteil. Noch größer ist der Vorteil beim Umwelt- und Gesundheitsschutz:   keine Chemie mehr im Acker, im Grundwasser und auf dem Teller. Weniger Umweltbelastung auch, weil Traktoren, Chemikalien und Lagerhallen ja zuerst produziert und transportiert werden müssen. Keine Bodenerosion mehr, weil der Boden ständig mit Pflanzen bedeckt ist.

Weil der Boden viel weniger befahren wird, wird er viel weniger verdichtet. Bodenverdichtung verringert die Wasserspeicherfähigkeit und Durchlüftung des Bodens, behindert das Wurzelwachstum und das Bodenleben - lauter für die Fruchtbarkeit wichtige Faktoren. Die Bodenverdichtung könnte weiter verringert werden, wenn man für die Ernte kleinere Leichtgewichts-Mähdrescher hätte.

Den heutigen Getreidsorten wurden kurze Halme angezüchtet, damit sie schneller ausgewachsen sind. Das war ein Fehler, denn lange Halme sind ein Schutz für die Ähre gegen Viren und Pilze - diese brauchen länger, um den Halm von unten hochzuwandern. Man spart also Pflanzenschutzmittel. Längere Halme bieten auch mehr Schutz gegen Bodenerosion durch Wind, gegen Austrocknung (Windbremse, Schatten), und binden CO2. Wenn sie verwittern, bilden sie mehr Humus, der Wasser und Nährstoffe speichert und das Bodenleben fördert. Es wäre vielleicht am besten, nur die Ähren zu ernten, und die Halme stehen zu lassen, zumindest bis zum Herbst. Sie könnten dann von Viehherden abgeweidet werden.

Getreide-Dauerkulturen würden also den Aufwand enorm senken - Arbeitsaufwand, Maschinen, Chemikalien, Lagerhallen, Kapitalbedarf. Das heißt, Getreide könnte billiger sein, und trotzdem könnten die Landwirte mehr Gewinn machen. Und auch kleinere Höfe wären lebensfähiger, weil von der Grundfläche weniger Maschinen und Chemikalien erwirtschaftet werden müssen. Und die Landwirte müssten sich weniger verschulden, um sich teure Maschinen anzuschaffen. Durch weniger Chemie würden menschliche Krankheiten vermieden, somit auch menschliche Tragödien und riesige Krankheitskosten.

Getreide-Dauerkulturen wären einfach viel schöner:   Statt zackernder Traktoren und zeitweise kahler Felder hätte man eine immer bewachsene, ruhigere Landschaft.   Auch der Tierschutz wäre stark verbessert: Denn beim Zackern werden viele für die Bodenfruchtbarkeit wichtige Kleinlebewesen wie Mikroben, Regenwürmer und Insekten getötet, aber auch Jungvögel, junge Kaninchen und Rehkitze.

Getreide-Dauerkulturen (überhaupt alle Dauerkulturen) wären ein wichtiger Beitrag zum Menschen-, Umwelt- und Klimaschutz.   Hier könnte der Ackerbau ebenso seinen Beitrag leisten wie die Verringerung der Viehzucht mit ihren Treibhausgasen.



Andere Pflanzenarten in Dauerkultur

Sonnenblumen: Es gibt über 15 sich bestockende Arten, die bis zu 3 m hoch werden und zum Teil sehr wüchsig und verdrängend sind. Das genetische Potential ist also vorhanden. Mindestens 2 dieser Arten (die nordamerikanischen helianthus grosseserratus "Saw-Tooth Sunflower" und helianthus strumosus "Woodland Sunflower") haben außer der auffälligen Blüte auch nennenswerten Kerne-Ertrag, der aber deutlich verbessert werden müsste. Zuchtziel könnte auch sein, die bei allen Sonnenblumen-Arten dekorative Blüte noch zu verschönern.

Brennessel: Brennesseln sind von Natur aus mehrjährig, im Gegensatz zu Spinat, den sie gut ersetzen könnten - sie sind sogar deutlich nahrhafter und gesünder. Man könnte sie auch als Beimischung zu Spinat verwenden. Es gibt bereits Brennessel-Anbau für die Arzneimittelindustrie. Für die Lebensmittelindustrie, wo große Mengen benötigt werden, käme nur maschinelle Reinigung in Frage.

Zuckerhirse statt Zuckerrüben: Zuckerrüben lassen sich nicht auf Mehrjährigkeit züchten, da ja die "Wurzel" geerntet wird. Aber sie könnten teilweise durch Zuckerhirse (wächst auch in Deutschland) ersetzt werden, die auf Mehrjährigkeit gezüchtet wurde.   Zwar wird der Rüben- und Rohrzucker sowieso immer mehr durch Zuckersirup aus Getreide ersetzt. Dieser ist aber ungesünder, weil er noch mehr zu Übergewicht führt als normaler Zucker.

Dauerkulturen, auch in Form von Obstbäumen etc., sind allgemein im Artikel Friedliche Landwirtschaft diskutiert.



Uninteressierte oder Gegner?

Aus dem oben Gesagten ist klar:   Weil der materielle Aufwand bei Dauerkulturen stark sinken würde, würden manche Industrien weit weniger Umsatz machen:   Maschinenbau, Chemie, Saatgutfirmen.

Ob diese Firmen versuchen würden, Dauerkulturen zu verhindern, kann man ahnen, wenn man Berichte über die Verhinderungs-Strategien in manchen Industriezweigen studiert.


Homepage  Leonhard Heinzmann                    Stand: 24. 11. 2021